Diren-Prozess endet in Jubel und Tränen
Ein Dummejungenstreich kostet den 17-Jährigen das Leben. Der Schütze zeigt keine Reue.
Missoula/Hamburg. Es ist ein Ausbruch der Gefühle, wie man ihn nur selten sieht vor Gericht. Kaum ist der Schuldspruch für den Todesschützen des deutschen Austauschschülers Diren aus Hamburg ergangen, bricht im Gerichtssaal im US-Staat Montana unverhohlener Jubel aus. Doch kaum ebbt dieser ab, ist auch ein anderes Geräusch nicht mehr zu überhören — das laute Schluchzen und Wehklagen der Mutter des Toten.
Es sind bewegende und schwer zu ertragende Szenen zum Ende des Prozesses. Auch der Vater ist von Gefühlen hin- und hergerissen. Fast drei Wochen hat der Taxifahrer aus Altona den Prozess verfolgt, jetzt bricht es aus ihm heraus, im Gerichtssaal spricht er von einem „Sieg der Gerechtigkeit“. Das Strafmaß wird im Februar verkündet.
Während der verurteilte Markus K. mit scheinbar unbewegter Mine in Handschellen in Haft geführt wird, spricht der aufgewühlte Vater in die Mikrofone: „Keiner soll der Gerechtigkeit entgehen. Jeder muss seine Strafe bekommen, die er verdient.“ Seine Frau liegt ihm derweil weinend in den Armen.
17 Jahre alt war Diren aus Hamburg-Altona, als er im April nachts in eine fremde, offenstehende Garage eindrang. Ein Dummejungenstreich, könnte man sagen, den Diren mit dem Leben bezahlte.
Nicht einen Hauch von Reue zeigte der ehemalige Feuerwehrmann Markus K. vor Gericht. Fünf Anwälte vertraten den 30-Jährigen. Tatsächlich hatte er die Tat angekündigt: Nach zwei vorherigen Einbrüchen werde er jetzt auf der Hut sein, er wolle „ein paar verdammte Kids töten“, prahlte er laut Zeugen. Immer wieder machte die Staatsanwaltschaft klar: Von Notwehr kann hier keine Rede sein, kaltblütig hingerichtet habe er den jungen Deutschen.
Es ist ein sehr amerikanischer Prozess, eine sehr amerikanische Geschichte, die nun zu ihrem Ende kommt — die laxen Waffengesetze in den USA spielen dabei eine Rolle. Auch Hamburg-Altona ist streckenweise ein raues Pflaster — doch zwischen dort und Missoula liegen Welten. Amerika ist anders als Deutschland und Europa. Es ist noch nicht so lange her, dass die Menschen den Wilden Westen eroberten — mit Hilfe von Feuerwaffen. Noch heute haben Amerikaner zu Waffen und Waffengewalt ein sehr anderes Verhältnis als Europäer.
Ähnlich hatte sich auch der Vater Direns kurz nach dem Tod seines Sohnes geäußert. „Aber Amerika bleibt gefährlich, jeder kann losgehen und sich eine Waffe kaufen. Ich bin als Taxifahrer seit 20 Jahren nachts aktiv in Sankt Pauli, und bei mir im Haus wurde auch eingebrochen. Aber ich habe mir doch deswegen nicht gleich eine Waffe zugelegt!“