Disco-Indianer - Jamiroquai grooven in Hamburg

Hamburg (dpa) - Jay Kay liebt nicht nur schnelle Autos und Flüge mit seinem Helikopter, sondern auch ausgefallene Kopfbedeckungen.

Mit immer neuen, meist sehr unkonventionellen Hüten wird der Frontman und Band-Mitgründer von Jamiroquai gesichtet, wobei der stilisierte Indianer-Federschmuck längst zu einer Art Markenzeichen geworden ist. Auch den Hamburger Fans präsentierte sich der in Manchester geborene Brite beim Auftakt der Deutschland-Tournee als Indianer-Abkömmling - mit gutem Grund, denn von den nordamerikanischen Irokesen haben Jamiroquai bei ihrer Gründung in London ihren Namen geborgt, und ihn mit dem schönen Zusatz „Jam“ versehen.

Dass seitdem fast 20 Jahre vergangen sind und die britische Disco-Formation noch bis letzten Herbst eine zweijährige Kreativpause eingelegt hatte, ließ bei manchen Fans Zweifel über das Fortleben der Band aufkommen. Waren die Tage des „Space Cowboy“, wie er sich selbst in einem der früheren Stücke bezeichnet, vielleicht schon gezählt? In der Hamburger O2-Arena wurden alle skeptischen Gäste dann sehr schnell eines Besseren belehrt: Jamiroquai sind auch auf ihrer neuen Tournee ein Ensemble, das aus lebendigem Funk, Acid Jazz und Disco-Beats seine Kraft schöpft und damit viel Lebensfreude und Optimismus ausstrahlt. Da treffen Gitarren-Riffs im Stil des 70er-Jahre-Funk auf pulsierende Bongos, den treibenden Schlagzeuger Derrick McKenzie, etwas Blues im Klavier und die hohe, besonders elastische Stimme Jay Kays, die von drei Soul-Sängerinnen gedoppelt und verstärkt wird.

Die Stücke des jüngsten Albums „Rock Dust Light Star“ knüpfen mühelos an das Niveau der alten Zeiten an und bereicherten auch das zweistündige Konzert in der Hamburger Arena. Doch erst bei den alten Erfolgstiteln wie „Cosmic Girl“, „Love Foolosophy“ und „Canned Heat“ hielt es fast keinen der 7000 Zuschauer mehr auf seinem Platz. Ein aufgedrehter Jay Kay hüpfte bei diesen Songs zwischen den Musikern von einer Bühnenseite zur anderen, begeisterte mit schnellen Pirouetten und hohen Kunstsprüngen und schien großen Spaß am Hamburger Publikum zu finden.

Hatte die musikalische Leistung des 41-jährigen Disco-Häuptlings und seiner Band bereits überzeugt, tat die Bühnengestaltung noch ihr Übriges. Farbig angestrahlte Planeten hingen von der Hallendecke wie überdimensionale Discokugeln, virtuelle Fahrten durch das Weltall und Bilder von Raumfahrt-Missionen und schwerelosen Astronauten erinnerten an den „Space Cowboy“ und seine Metaphorik weit entfernter Galaxien, in denen Menschen friedlich miteinander leben und vor allem tanzen.

Die Utopien Jamiroquais zeigen sich in diesen quietschbunten, dreidimensionalen Welten, die auch Roboter und androide Lebewesen beheimaten. Schnell wird deutlich, dass die Menschheit in diesen Welten mit viel Nächstenliebe, ausreichend Funk und den passenden Tanzschuhen problemlos miteinander auskommt. Dass ein guter Hüftschwung und ein paar schnelle Drehungen auf einem bunt leuchtenden Tanzparkett in ein erfülltes Leben führen, konnte an diesem Abend wirklich niemand bestreiten.