Drei Verdächtige gestehen Gruppenvergewaltigung in Indien
Neu Delhi (dpa) - Polizisten, denen man nicht trauen kann. Menschenleben, deren Wert offenbar von ihrer Kaste abhängt. In Indien macht ein neuer Vergewaltigungsfall fassungslos.
Nach dem Tod zweier Mädchen bei einer Gruppenvergewaltigung in Indien sind drei Verdächtige geständig. Sie müssten sich wegen Vergewaltigung und Mord verantworten, sagte ein Polizeibeamter am Sonntag. Die drei Cousins hielten aber noch Details zurück und hätten angedeutet, dass es weitere Beteiligte gegeben habe. Nach zwei weiteren Verdächtigen, für die die Festgenommenen Beschreibungen abgegeben hätten, werde gefahndet.
Die 14 und 16 Jahre alten Mädchen waren am Dienstag im nordindischen Badaun missbraucht worden. Sie hatten dem Sender NTDV zufolge am Abend ihr Haus, in dem es keine Toilette gibt, verlassen, um sich zu erleichtern. Dabei wurden sie von der Gruppe entführt. Familienangehörige fanden die Mädchen - zwei Cousinen - später erhängt in einem Baum. Die Polizei nahm neben den drei Hauptverdächtigen auch zwei Polizisten fest, die nicht reagiert haben sollen, als die Familien das Verschwinden der Mädchen melden wollten.
Die Familien der Opfer sind Dalit - als „unberührbar“ diffamierte Menschen, die in Indien am untersten gesellschaftlichen Ende stehen. Der Leichenfund hatte starken Protest in der Gemeinde ausgelöst. Erst danach nahmen die Behörden Ermittlungen auf.
Nun sollen die Ermittlungen zum Fall wahrscheinlich an bundesweite Behörden übergeben werden, da die Angehörigen der örtlichen Polizei nicht vertrauen. Nach Angaben des Vaters eines Opfers hatten die Beamten sich geweigert, eine Vermisstenanzeige aufzusetzen, als er am Dienstagabend das Verschwinden der Mädchen meldete. Stattdessen sei er nach seiner Kaste gefragt worden.
„Warum werde ich zu meiner Kaste befragt, wenn ich zur Polizei gehe? Bin ich kein Bürger Indiens?“, sagte er laut dem Abgeordneten Dharmendra Yadav, der ihn am Sonntag besuchte, wie der Sender NTDV berichtete. Mehrere Politiker, darunter Mayawati, die Chefin der Partei BSP und ehemalige Ministerpräsidentin des Bundesstaats Uttar Pradesh, waren nach Badaun gereist, um den Opferfamilien ihre Unterstützung zuzusichern.
Regionalpolitiker und Frauenrechtsgruppen beklagen eine wachsende Gesetzlosigkeit in Uttar Pradesh. Beispiele dafür kommen fast täglich hinzu. Im Distrikt Azamgarh wurde am Freitag ein 17-jähriges Mädchen von einer Gruppe vergewaltigt. Im Distrikt Basti wurde nach NDTV-Angaben nach einem Streit ein Teenager in Brand gesteckt. Das Opfer überlebte mit schwersten Verbrennungen, acht Verdächtige wurden festgenommen.