Vorsätze fürs neue Jahr Ein guter Zeitpunkt, mit Sport anzufangen

Zum Anfang eines neuen Jahres wird es in den Fitnessstudios voll. Ein Drittel der Neuanmeldungen fällt in diese Zeit.

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Düsseldorf. „Der gute Vorsatz ist ein Gaul, der oft gesattelt, aber selten geritten wird“ — was ein mexikanisches Sprichwort treffend beschreibt, werden viele schon am eigenen Leib erfahren haben. Trotzdem fasst man sie immer wieder — Neujahrsvorsätze. Mit Blick auf Raclettekäse, die Weihnachtsgans mit dem einen Knödelchen extra und die Plätzchenmengen, die man in der Vorweihnachtszeit dann doch nicht stehen lassen konnte, wird aus dem sprichwörtlichen Satteln in vielen Fällen dann doch ein Tritt in den Steigbügel und ein beherzter Griff an die Zügel. Konkret heißt das: Der Vorsatz abzunehmen und mehr Sport zu machen nimmt Form an, nämlich die eines Anmeldebogens im Fitnessstudio.

„Erfahrungsgemäß melden sich in den ersten sechs Wochen rund 30 Prozent aller Neukunden eines Jahres an“, sagt Dustin Tusch, Sprecher des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV). Das merke man auch beim Training in den Studios. Immer mehr Menschen nutzten in der ersten Zeit auch die Angebote — die Trainingsräume werden voller. Das liege aber nicht nur an den vielen Neuanmeldungen. „Es kommt hinzu, dass einige Altmitglieder von den guten Vorsätzen motiviert werden“, sagt Tusch. Denn die erste Motivation lässt oft nach — die Fitnessstudio-Karte bleibt ungenutzt im Portemonnaie.

Was der DSSV als Dachverband feststellt, können die Studios bestätigen: „Der Januar ist der stärkste Monat im ganzen Jahr“, sagt Julia Lehmann, Unternehmenssprecherin der Fitness-Kette Fitness First. Der größte Ansturm lasse sich ab der zweiten Januarwoche feststellen — wenn die Ferien vorbei seien. „Auch gegen Monatsende beobachten wir noch einmal zahlreiche Neuanmeldungen“, sagt die Sprecherin.

Gleiches bestätigt der Sprecher der Kette McFit, Pierre Geisensetter: „Man merkt natürlich, dass im Januar nach den Weihnachtsfeiertagen und Silvester mehr los ist. Viele haben wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen oder auch gute Vorsätze gefasst. Da ist die Motivation erstmal sehr groß.“

Ein Reagieren durch längere Öffnungszeiten oder mehr Kurse sei dennoch nicht notwendig. Bei beiden Ketten seien die Studios ohnehin lange geöffnet, sodass sich der Ansturm auf den Tag verteile. „Länger als ein paar Minuten muss auch im Januar niemand vor einem Cardiogerät warten“, sagt Lehmann. Auch die kleineren, inhabergeführten Studios haben ihre Zeiten an die Ansprüche der Kunden angepasst — oft haben sie bis 22 Uhr oder länger geöffnet.

Eine konkrete Personengruppe, die sich jetzt für mehr Sport im Fitnessstudio entscheidet, lasse sich nicht ausmachen. „Bei uns trainieren Männer und Frauen aller Altersgruppe. Es gibt keine Personengruppe, die sich zu Jahresbeginn überproportional häufig anmeldet“, sagt McFit-Sprecher Pierre Geisensetter. Julia Lehmann bestätigt das für Fitness First. „So unterschiedlich die Motive sind, so unterschiedlich sind auch die Mitglieder.“ Die meisten seien zwischen 25 und 49 Jahren, darunter 56 Prozent Frauen.

Laut einer Studie des DSSV waren 2015 etwa 11,6 Prozent der Deutschen in einem Fitnessstudio angemeldet. Das entspricht etwa 9,46 Millionen Menschen, von denen etwa 4,64 Millionen Einzelstudios und 4,31 Millionen die größeren Ketten bevorzugen. Etwa 500 000 Sportbegeisterte setzen auf sogenannte Special-Interest-Studios, die sich auf bestimmte Angebote spezialisiert haben. Laut Prognose des Verbandes würden diese beliebter. Die Wünsche der Fitnesskunden würden individueller, eine Spezialisierung und Aufspaltung des Marktes in kleinere Zielgruppen sei das Ergebnis.

Bislang profitieren aber nach wie vor die großen Anbieter vom Ansturm im Januar. Der Jahreswechsel sei aber nicht die einzige Phase im Jahr, zu der sich besonders viele anmeldeten: Auch im März schnellten die Anmeldungen in die Höhe. „Da geht es langsam auf den Sommer und die Bikinifigur zu. Und die Karnevalssaison ist vorbei — das motiviert viele, sich sportlich zu betätigen“, sagt Julia Lehmann. Ein weiterer Anstieg lasse sich zudem im Oktober und November verbuchen. „Wenn das Wetter schlechter wird, verlegen die Menschen ihr Training nach drinnen.“ Dass sie sich bewegen sollten, ist vielen also offenbar auch im restlichen Verlauf des Jahres bewusst.