Ein Männerabend im Spielzeugladen
Vom Modellhubschrauber bis zur Carrera-Bahn — nicht nur Kinder haben daran Spaß. Es gibt sogar Geschäfte, die nachts für Erwachsene öffnen.
Düsseldorf/Hannover. Wenn andere Spielzeuggeschäfte schließen, geht’s im Laden von Heinz Lehmann erst richtig los. Punkt 20 Uhr sammelt sich jeden Freitagabend eine Menschenmenge vor dem Schaufenster in der Fußgängerzone von Hannover. Nur Männer. „Eine Nacht im Spielwarenladen“ heißt die Aktion, die Inhaber Lehmann als seinen klügsten Marketing-Streich bezeichnet.
Bis Mitternacht ist Männer-Spielzeit. Aufgeteilt in Vierergruppen fahren sie mit der Carrera-Bahn, steuern Modellautos, lassen Hubschrauber schweben, spielen Dart und Tischfußball. 2009 organisierte Lehmann den ersten Abend — eigentlich als einmalige Charity-Aktion gedacht.
„Nach Berichten in der Presse standen dann die Telefone nicht mehr still“, sagt er. Aus ganz Deutschland kommen mittlerweile Männer angereist. Es gibt sogar ein Komplettangebot mit Übernachtung im Hotel.
„Männer spielen eben gerne“, sagt auch Stefan Augustin, der in Düsseldorf im Geschäft „Helicopter-Modellbau“ an der Hüttenstraße arbeitet. Die Idee aus Hannover findet er super — seine Kundschaft vermutlich auch. „Männer, die hier reinkommen, haben immer leuchtende Augen“, sagt er. Modelle in verschiedensten Größen und Formen stehen in den Regalen: Hubschrauber, Autos, Flugzeuge.
Inhaber Günter Buchholtz eröffnete den Laden vor 20 Jahren. Schon als Kind bastelte er gerne. „Man kann einfach herrlich vom Alltag abschalten“, erklärt er die Faszination. In seiner Werkstatt steht sein neustes Projekt: zwei Meter Rotordurchmesser, 18 Kilo schwer. „Er ist bereits eingeflogen, muss nur noch lackiert werden“, erklärt er und strahlt voller Stolz.
700 bis 800 Arbeitsstunden können bei so einem Modell schon mal zusammenkommen — und bis zu 20 000 Euro Materialkosten. Wenn Stefan Augustin von seinem Hobby erzählt, belächelt ihn sein Gegenüber manchmal, Kommentare wie „Du Spielkind“ fallen. „Das stört mich nicht. Sobald ich erzähle, wie viel technisches Know-How dahinter steckt, sind die meisten ruhig.“
Dass der Spieltrieb der Männer durchaus ein lukrativer Markt ist, hat auch der Egmont Ehapa Verlag erkannt. Er hat das Magazin YPS auferstehen lassen — mit neuer Zielgruppe: die Kinder von früher, die heute 30- bis 45-Jährigen. Das Heft, das Mitte Oktober erschien, war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.
„Wir waren schon überrascht von dem Erfolg“, sagt Sprecherin Elke Schickedanz. Die nächste Ausgabe vorzuziehen, sei dennoch keine Option. Es bleibe bei März 2013. Auch im neuen Heft werden dann Fragen geklärt wie „Mit 35 Jahren noch Geheimagent werden — wie geht das eigentlich?“. Naturwissenschaftliche und technische Themen stehen wie früher im Mittelpunkt.
Ganz wichtig bei dem Magazin, das 1975 zum ersten Mal erschien: die sogenannten Gimmicks. Die mit Abstand bekannteste Beigabe waren Eier von Urzeitkrebsen. 21 Mal gab es das Pulver, das mit Wasser gemischt lebendig wurde, dazu — auch in der Neuauflage.