Weltkatzentag Ein Tag als Katzenstreichler im Tierheim

Im Tierheim Düsseldorf schmusen Ehrenamtler mit den Katzen. Zum Weltkatzentag hat sich unsere Autorin mal zur Verfügung gestellt.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Marleys feuchte Nase schnuppert vorsichtig an der Wange. Wer ist diese neue Frau, die da einfach in den Käfig marschiert ist und ihn auf den Schoß gehoben hat? Dann scheint der neunjährige Tiger zu entscheiden: Egal, Hauptsache, sie krault. Und laut schnurrend reibt er seinen Katzen- am Menschenkopf. Das war’s. Herz verloren.

Marley ist eine von mehr als 200 Katzen, die ihren ganz eigenen Feiertag — den Weltkatzentag — hinter Gittern im Düsseldorfer Tierheim verbringen. Alle Räume und Käfige sind belegt. Es ist Ferienzeit. Nach wie vor, erklärt Martina Zander — zuständig für die Vermittlung —, gibt es Menschen, die ihre Haustiere vor der Fahrt in den Urlaub aussetzen oder abgeben. Wenn auch seltener als früher. „Das ist in den Köpfen schon anders geworden“, sagt Zander. Aber es kommen auch weniger potenzielle Neubesitzer für die kasernierten Kätzchen.

200 Miezen durchzustreicheln, das schaffen die Tierheimmitarbeiter nicht. Deshalb gibt es etwa 25 ehrenamtliche „Katzenstreichler“: Sie spielen und schmusen mit den Katzen und sorgen dafür, dass diese an Menschen gewöhnt und einfacher zu resozialisieren sind. Zum Weltkatzentag haben wir mal mitgestreichelt.

Es ist Liebe auf das erste Schnuppern: Der etwa neun Jahre alte Marley hat es Reporterin Juliane Kinast besonders angetan.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

An der ersten Gittertür steht schon Tinka und maunzt quäkig. Das weckt ihre Freundin, die buntgescheckte Emily, die hinter dem Kratzbaum zusammengerollt geschlafen hat, jetzt einen Buckel macht und herangeschlichen kommt. Beide genießen ihre Streicheleinheiten, sind aber nichts gegen den gewaltigen Tiger im Nachbarzwinger. Marley. Mit seinem ganzen langen Körper wirft er sich gegen das Menschenbein, reibt den Kopf an ausgestreckten Händen, lässt sich bereitwillig auf den Arm nehmen. Im Stadtteil Flingern wurde der etwa neun Jahre alte Kater gefunden, niemand vermisst ihn. Unvorstellbar.

Ewig wird Marley wohl nicht warten müssen, bis er ein neues Zuhause hat. Laut Martina Zander kommen immer mehr Menschen bewusst ins Tierheim, statt Katzen von Privatleuten zu nehmen. Erstens sind die Tiere allesamt gechipt, kastriert, geimpft. Und zweitens weiß man bei Problemen, wohin man sich wenden kann. „Selbst nach einem Jahr — wir bleiben immer Ansprechpartner“, verspricht Zander. Das kostet 90 Euro Schutzgebühr für eine Katze — bei zweien gibt es Rabatt: 150 Euro. Aber die Tierheimmitarbeiterin warnt: „Wir prüfen auf Mark und Bein.“ Eine Dreiviertelstunde für ein Vermittlungsgespräch müssten Interessenten mitbringen. „Und am Ende entscheiden wir.“

Des Menschen Herz hat sich an diesem Tag schon entschieden — für Marley. Aber der Schmusekurs muss weitergehen. Einen Raum weiter drängt sich das blass gescheckte Kätzchen Susi auf, rollt sich im Schoß auf den Rücken und erbittet Bauchkraulen. Ihre Freundin Bella, mit der sie zusammen nach einem Zuhause sucht, macht gerade Siesta in einer Höhle — der Besitzer der beiden ist gestorben.

Sie teilen sich ihre Behausung mit Piet, dem wohl weichsten Kater der Welt. Seine Tierheim-Akte, die in einer Plastikfolie vor der Tür hängt, weist den Vierjährigen aus als berührungsscheu und durchaus eigensinnig — er suche sich seine Menschen selbst aus. Der Besuch darf sich demnach erlesen fühlen, denn Piet wirft sich förmlich zwischen Hand und Susi, um genug Feiertagsliebe abzubekommen. Danach ist die schwarz-weiße Mary an der Reihe, dann Perser Maxi. Im finalen Zwinger schauen aus einer Fellröhre im Kratzbaum nur zwei leuchtende grüne Augen hervor: Der rabenschwarze Janos zuckt beim Versuch einer Annäherung sofort zusammen und verkriecht sich in die hinterletzte Ecke. Erst nach 20 Minuten Gezirpe und Gelocke tastet sich die schwarze Nase langsam ins Licht und der drei Jahre alte Kater frisst das Trockenfutter aus der ausgestreckten Hand. Ein erhebender Moment für die Katzenstreichlerin du jour.

Hoffen auf ein liebevolles Heim vor dem nächsten Weltkatzentag darf auch dieser schüchterne Sonderfall. Selbst ihren härtesten Fall hat Martina Zander nach langen anderthalb Jahren im Tierheim vermittelt bekommen: Molly. Sehr eigenbrötlerisch, „und leider war sie weiß-schwarz.“ Das sei keine Trendfarbe für Katzen — am besten gingen rote. Doch Molly fand ein Zuhause, in dem sie nicht bedrängt und zur Kuschelei genötigt wird. „Da darf Molly einfach Molly sein“, sagt Zander. „Letztlich gibt es für jeden Topf einen Deckel.“ In diesem Sinne: Einen frohen Weltkatzentag, Tinka, Emily, Marley, Susi, Bella, Piet, Mary, Maxi und Janos!