Einbruch bei Wolf Biermann

Hamburg (dpa) - Bei einem Einbruch in das Hamburger Haus von Wolf Biermann (78) haben die Täter nach Angaben des Liedermachers unersetzliche Erinnerungstücke an seinen von den Nazis ermordeten Vater gestohlen.

Foto: dpa

Die Einbrecher hätten zwei große Stahltresore, je drei Zentner schwer, erbeutet, teilte Biermann mit. „Im Tresor lagen auch die kostbarsten persönlichen Dokumente der Familie, Fotos, auch das Original einer historisch außergewöhnlichen offiziösen Sterbeurkunde aus dem KZ Auschwitz, in der ein falscher Standesbeamter mit echtem Stempel und Unterschrift bestätigte, dass der Häftling Dagobert „Israel“ Biermann am 22. Februar 1943 an Herzschwäche verstorben sei“, berichtete der Liedermacher.

Spuren deuteten darauf hin, dass die Einbrecher die Metallschränke vermutlich mit einer Sackkarre durch den Garten zu einem Parkplatz abtransportierten. Zuvor hatte das „Hamburger Abendblatt“ über den Einbruch berichtet.

Nach Informationen der Zeitung hatten mehrere Männer bereits Ende März versucht, in das Haus von Biermann einzusteigen. Die Täter seien damals von seiner Frau Pamela überrascht worden, als sie mit ihrer Tochter in die Wohnung zurückkehrte. Die Polizei fahndete dem Bericht zufolge am 26. März mit neun Streifenwagen, einem Hundeführer und einem Hubschrauber nach den Einbrechern, zunächst ohne Erfolg. Inzwischen sitze aber ein Tatverdächtiger in Haft, sagte eine Polizeisprecherin.

Den neuen Einbruch habe eine Bekannte bemerkt und am Freitag angezeigt. Zur Tatzeit zwischen dem 16. und 19. Dezember sei Biermann nicht in der Wohnung gewesen, hieß es von der Polizei. Nach Angaben des Liedermachers wurde der Einbruch höchstwahrscheinlich am späten Donnerstagabend verübt.

Bei den Metallschränken handele es sich um zwei feuerfeste, dunkelbraune Stahltresore, 120 mal 80 mal 60 Zentimeter groß, erklärte Biermann. Im Safe hätten auch seine drei letzten, prall gefüllten Tagebücher gelegen, „solide Buchbinderarbeit in feinem Leder, im Format Din A6“. Jedes dieser Büchlein mit etwa 300 Seiten sei in feiner kleiner Schrift von Hand vollgeschrieben.

Besonders schmerzlich ist für den Liedermacher auch der Verlust eines kleinen Lederköfferchens, in dem sich ein altes Portemonnaie und ein kleiner roter Wollschal befanden. Die Skatpfennigbörse habe sein Vater seiner Mutter auf den Küchentisch gelegt, als ihn 1937 die Gestapo abholte.

In einem der Stahlschränke bewahrte Biermann ferner eine Lutherbibel von 1732 auf sowie zwei kostbare Mikrofone auf, mit denen er sämtliche Tonaufnahmen in den vergangenen 35 Jahren gemacht habe. Auch zwei neue Handys und zwei Computer gehörten zur Beute.

„Bibel, Mikrofone und Mobiltelefone mögen die Einbrecher behalten und an Hehler verkaufen“, erklärte Biermann. Aber die Tagebücher, die Familienurkunden und vor allem die Skatpfennigbörse sollten die Täter zurückgeben. „Einen 'ehrlichen Finder' unter ihren Kumpeln werden die Einbrecher doch finden, der sich in keine Gefahr begibt, wenn er diese eigentlich nutzlosen Utensilien bei der Polizei (Tel. 4286-56789) eintauscht gegen einen Finderlohn“, schloss der Liedermacher seinen Appell.