Eleanor Friedberger: Einmal Pop und zurück

Berlin (dpa) - Eleanor Friedberger wollte es dann doch noch einmal wissen: Kann sie auch ohne ihren Bruder Matthew? Seit rund zehn Jahren lotet die US-Musikerin mit ihm als Indie-Rock-Duo The Fiery Furnaces die Pop-Grenzen aus.

Nun hat die 35-Jährige ihr Solodebüt „Last Summer“ (Merge Records/City Slang) vorgelegt - und macht deutlich: Manches würde sie eben doch ganz anders machen. Von Emanzipierung von ihrem Bruder sei aber keine Rede, sagt die US-Musikerin.

In den zehn Songs geht es vor allem um Friedberger selbst. „Es sollte meine kleine Affäre sein“, erklärt sie ihr Projekt im US-Magazin „Aquarian Weekly“. „Ich wollte einfach sehen, ob ich es kann.“ Passend geht es somit auf dem Album auch autobiografisch zu. Wenn man so will, ist „Last Summer“ eine künstlerisch verarbeitete Nabelschau: Was denkt und macht Frau Friedberger? Viele Songs handeln von ihren Erlebnissen in ihrer Wahlheimat New York.

Das klingt sehr nett, bisweilen auch recht ausgelassen. Düstere Momente, an denen man hängen bleiben könnte, finden sich kaum. In der ersten Nummer „My Mistakes“ werden alte Fehler aufgearbeitet. Zu rumpelnden Rock-Rhythmen brummen Synthie-Sounds, am Ende darf ein Saxofon zum Solo ansetzen. Über allem tönt Friedbergers Stimme mit viel Hall. Dabei drängt sich der Eindruck auf, die Sängerin wolle möglichst viele Worte in einen Song unterbringen. Ähnlich schwungvoll geht es etwa in „Roosevelt Island“ weiter.

In dem schönen, verträumten „Heaven“ darf man dann auch einmal verweilen und in bestem 70er-Jahre-Radiopop schwelgen. Da hämmert sich ein warmes Honky-Tonk nach vorne, während Schellen klingen und Hände klatschen. Im kalten Winter sind die Songs - gemäß des Albumtitels - eine willkommene Erinnerung an den vergangenen Sommer.

Das alles ist aber durchaus auch ungewohnt, wenn man an manches Album von The Fiery Furnace denkt: Oft blieb bei diesen eher der Eindruck, diese überstanden denn genossen zu haben; so viel wurde da hantiert, montiert, experimentiert. Tatsächlich kommt Friedbergers erstes Soloalbum ganz unangestrengt daher. Wie bei ihrem Duo-Projekt wartet Friedberger aber gerne auch mit großem Instrumentarium auf - das geht manchmal zulasten der Stücke, die dann bisweilen eher angerissen denn fertig wirken.

Dass Friedberger auch ohne ihren Bruder respektable Songs schreiben kann, hat sie mit „Last Summer“ bewiesen. Angedeutet hat sie, dass sie es womöglich besser kann. Bevor sie wieder im Geschwister-Duo weitermacht, will sie noch ein weiteres Album fertigstellen. Vielleicht ist die Musikerin auf den Geschmack gekommen, allein den Ton anzugeben.