Ellen DeGeneres wird mit Rekord-Selfie zum Superstar
Hollywood (dpa) - Angelina Jolie, Julia Roberts, Meryl Streep, Brad Pitt, Jennifer Lawrence - und mittendrin Ellen DeGeneres.
Mit ihrem stargespickten Rekord-Selfie als Höhepunkt einer viel gelobten Oscar-Moderation hat sich die 56-Jährige weltweit einen Namen gemacht. Locker, lässig, witzig und bissig sei DeGeneres' Moderation gewesen, lobten Kritiker ihren Auftritt.
Dutzende Millionen Menschen verfolgten die Filmpreis-Gala weltweit an den Bildschirmen. Mehr als drei Millionen verbreiteten das selbst geknipste Foto der Stars innerhalb weniger Tage auf Twitter. Damit hat sich DeGeneres von der mäßig erfolgreichen Stand-Up-Komikerin früherer Tage endgültig zum Superstar hochgescherzt.
Dabei entspricht die Moderatorin, die Frauenpower zu den Oscars brachte, so gar nicht dem Mainstream-Schönheitsideal Hollywoods und schwimmt betont gegen den Strom. Die offen lesbische Moderation trägt die blonden Haare praktisch kurz und tritt so gut wie immer in Hosen auf. Designer-Roben meidet sie - bei den Oscars trug sie zwischendurch in tiefster ironischer Anspielung auf all die prinzessinnenartigen Kleider im Publikum sogar kurz ein pinkes Feen-Kleid mit Flügelchen, Zauberstab und großer Krone, wechselte dann aber schnell wieder in die von ihr bevorzugten Smokings.
Wenn sie nicht gerade die Oscars moderiert, führt DeGeneres durch eine tägliche nach ihr benannte Nachmittags-Talkshow, der so ziemlich jeder US-Prominente schon einmal einen Besuch abgestattet hat. In der vergangenen Woche waren unter anderem Meryl Streep, Vanessa Hudgens, Kerry Washington, Sarah Jessica Parker, Miley Cyrus, Jared Leto und Lupita Nyong'o da - für DeGeneres eine ganz normale Woche. „Ich bin gerne viel beschäftigt und mache viele Dinge zur selben Zeit“, sagte die Moderatorin dem Magazin „Good Housekeeping“ jüngst. „Mir wird schnell langweilig, also muss ich viel machen.“
Die Karriere der Moderatorin, die 1958 in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Louisiana als Tochter eines Versicherungsmaklers und einer Sprachtherapeutin zur Welt kam, begann allerdings eher holprig. Nach der Schule schlug sie sich mit Gelegenheitsjobs durch. Ein Studium der Kommunikationswissenschaft brach sie ab. Ende der 70er Jahre begann sie, als Comedian in kleinen Clubs aufzutreten, erst erfolglos, aber dann kamen immer mehr Aufträge rein. DeGeneres tourte durch die ganzen USA, trat im Fernsehen auf und bekam erste Schauspiel-Rollen, unter anderem in der Sitcom „Open House“.
Ab 1994 spielte sie in der nach ihr benannten Sitcom „Ellen“ mit und feierte große Erfolge. Drei Jahre später folgte der große Einschnitt in ihrer Karriere. Nachdem DeGeneres sich öffentlich als lesbisch geoutet hatte, schraubte der Fernsehsender ABC die Werbung für ihre Serie herunter, die Zuschauer schwanden und ein Jahr später wurde die Reihe eingestellt. DeGeneres stand plötzlich ohne Job da und musste wieder als Comedian durch Clubs touren. Kurz darauf zerbrach ihre Beziehung zu der Hollywood-Schauspielerin Anne Heche.
Mehrere Jahre brauchte DeGeneres, um sich von dem Schock zu erholen. „Wahrscheinlich war es eine notwendige Zeit für mich, auch wenn ich das damals nicht hätte hören wollen“, sagte DeGeneres jüngst. Sie begann noch einmal ganz von Neuem und erarbeitete sich mit der Moderation der Emmys kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York wieder herausragende Kritiken. „Was könnte die Taliban mehr ärgern, als eine homosexuelle Frau in einem Anzug zu sehen, die von Juden umgeben ist?“, begann sie die Show.
Zwei Jahre darauf startete ihre neue Talkshow, die sie bis heute moderiert. Und sie lernte die australische Schauspielerin Portia de Rossi kennen, mit der sie seit 2004 zusammen und seit 2008 verheiratet ist. Mit vielen Hunden und Katzen lebt das Paar auf einer Farm in Kalifornien. 2007 moderierte DeGeneres erstmals die Oscars. „Mein Leben ist wirklich gut“, sagt die Moderatorin heute. „Die kleinen Dinge lasse ich nicht mehr so an mich heran. Es gibt nicht viel, worüber ich mich beschweren könnte.“
Ihr Erfolgsrezept: Bissig ja, aber keine Witze unter der Gürtellinie. „Das Wichtigste für mich ist zu wissen, dass ich für Liebenswürdigkeit stehe. Ich bin froh, dass ich lustig bin. Ich bin froh, dass ich Leute fröhlich mache, weil das sehr wichtig ist. Aber ich bin stolz, dass ich als liebenswürdiger Mensch bekannt bin.“