Bildung Eltern in NRW nicht nur auf Anti-G8-Kurs

Repräsentative Bildungsstudie: Auch Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 hat viele Anhänger.

Düsseldorf. Für Eltern in Nordrhein-Westfalen ist die Bildungspolitik das landespolitische Thema Nummer eins. In der repräsentativen „Jako-o-Bildungsstudie regional“ halten 96 Prozent das Thema für sehr oder eher wichtig — noch vor Familien-, Sozial- und Finanzpolitik.

In der Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Mentefactum in Zusammenarbeit mit Kantar Emnid sprechen sich 40 Prozent der befragten 500 Eltern für eine komplette Rückkehr zu einer G9-Schulzeit bis zum Abitur aus. 39 Prozent wünschen dagegen eine generelle Wahlmöglichkeit an den Gymnasien zwischen G8 und G9. Dass jedes Gymnasium für sich die Dauer bis zum Abitur festlegt, wollen nur neun Prozent.

Belege für eine stärkere Überforderung von G8-Schülern gegenüber anderen Schulformen liefert die Studie nicht. Danach sehen 23 Prozent der Realschuleltern und 15 Prozent der Eltern von G8-Schülern ihr Kind überfordert. Das Gleiche gilt für zwölf Prozent der Grundschul- und acht Prozent der Gesamtschuleltern.

Bei der Bewertung der Schulpolitik von Rot-Grün im Vergleich zur schwarz-gelben Vorgängerregierung finden jeweils 27 Prozent der Eltern, die aktuelle Politik sei „eher besser“ oder „eher schlechter“. 41 Prozent legen sich nicht fest.

Gute Ergebnisse liefert die Studie für die schulische Integrationsarbeit von Flüchtlingen und das Thema Chancengleichkeit in NRW. 81 Prozent der Eltern nehmen keine Einschränkungen des Schulbetriebs durch die Versorgung der Flüchtlinge wahr, und ein gutes Drittel hält das NRW-Bildungssystem für gerechter als in anderen Bundesländern. In Sachen Ganztag ist die Nachfrage größer als das Angebot.

Beim Thema Inklusion sprechen sich 89 Prozent der Eltern für gemeinsames Lernen mit körperbehinderten Kindern aus. Bei Unterricht mit Kindern mit Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten oder einer geistigen Behinderung sinkt allerdings die Zustimmung. Zwei Drittel der Eltern meinen, die Inklusion an den Schulen müsse schneller und mit deutlich mehr Mitteln realisiert werden; nur 26 Prozent fordern dagegen ein „behutsames Vorgehen“.

So heftig die Schulpolitik aber auch diskutiert und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) von der Opposition zur Reizfigur aufgebaut wurde: Nur knapp jeder Fünfte unter den Eltern kann überhaupt spontan ihren Namen nennen. Bei Migrationseltern ist es sogar nur ein Prozent.