Engagierter Streiter - Alfred Neven DuMont gestorben
Köln (dpa) - Als Verleger war er ein Urgestein, als Herausgeber ein mutiger Patriarch: Der Kölner Journalist Alfred Neven DuMont ist tot. Der Herausgeber und langjährige Aufsichtsratsvorsitzende des Verlags starb am Samstag im Alter von 88 Jahren, wie das Medienhaus M. DuMont Schauberg (MDS) am Sonntag mitteilte.
Neven DuMont galt als Patriarch mit großem Einfluss und als eine der letzten großen Verlegerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit in Deutschland. Das auch nach seiner Familie benannte Medienhaus prägte er über Jahrzehnte. Politiker würdigten ihn als eine prägende Persönlichkeit seiner Branche und als engagierten Streiter in öffentlichen Debatten.
Neven DuMont wurde als Spross einer traditionsreichen Kölner Zeitungsdynastie geboren und war Verleger in elfter Generation. Obwohl er sich in München als Schauspieler und Regieassistent etabliert hatte, ging er in die USA, um das Medienwesen zu studieren. 1953 trat er in den Verlag seines Vaters ein und übernahm die publizistische Leitung beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Boulevardzeitung „Express“ gründete Neven DuMont Mitte der 1960er Jahre. Er habe „maßgeblich die Geschicke der Zeitungen, allen voran des „Kölner Stadt-Anzeiger“, beeinflusst“, sagte der MDS-Aufsichtsratsvorsitzende Christian DuMont Schütte. „Der Verlust meines langjährigen Partners trifft mich schwer.“
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte, der Verstorbene sei eine „profilierte Leitfigur des verlegerischen Schaffens“ gewesen. SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel schrieb, er habe „einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Demokratie in der Bundesrepublik geleistet“. Gabriel hob auch dessen Engagement für die deutsch-israelischen Beziehungen hervor. Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) bezeichnete ihn als „Markstein in der deutschen Medienlandschaft“. Er habe sich mit großem Engagement in öffentliche Debatten eingemischt-.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nannte Neven DuMonts Eintreten für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte beispielhaft.
Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters bezeichnete den Verstorbenen, der ein Ehrenbürger der Stadt war, als Mann mit nahezu unbändiger Gestaltungskraft. Neven DuMont habe wesentlich den Ruf Kölns als führende Medien- und Zeitungsmetropole geprägt. „Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk.“
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki würdigte den Zeitungsverleger im „Domradio“ als bedeutende Persönlichkeit. Beeindruckt habe ihn auch das wohltätige Engagement DuMonts, das er in Köln und vor allem in einer Vielzahl von Projekten in Afrika geleistet habe.
WDR-Intendant Tom Buhrow nannte DuMont unter anderem einen „Visionär“. Die persönlichen Begegnungen mit ihm seien beeindruckend gewesen. „Ich werde ihn als Gesprächspartner sehr vermissen.“
In der MDS-Gruppe erscheinen heute neben „Express“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch die „Kölnische Rundschau“, die „Berliner Zeitung“, die „Mitteldeutsche Zeitung“, die „Hamburger Morgenpost“, die „Berliner Zeitung“ und der „Berliner Kurier“. Zur Gruppe gehören zudem unter anderem der Buchverlag DuMont und Beteiligungen an Radio- und Fernsehsendern und Anzeigenblättern.
Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Helmut Heinen, hob hervor, dass Neven DuMont „in unvergleichlicher Manier die doppelte Funktion des Zeitungsverlegers als publizistischer Kopf und als wirtschaftlich verantwortlicher Unternehmer gelebt“ habe.
„Mit Alfred Neven Dumont verliert die deutsche Presselandschaft eine ihrer herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten“, würdigten Geschäftsführung und Chefredaktion der dpa den verstorbenen Kölner Verleger. „Der Deutschen Presse-Agentur war er als ein stets konstruktiver, aber auch kritischer Begleiter verbunden.“
Neven DuMont sei bis zu seinem Tod der gewesen, als den man ihn gekannt habe, erinnert sich sein „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Nachruf an ihn: „Ein Herr, ein Steuermann, einer, der die Richtung vorgibt. Und auch als die Kräfte nachließen, die Stimme immer leiser wurde und das Atmen schwer fiel, hat er noch von der Zukunft gesprochen.“
Er hinterlässt seine Frau Hedwig, eine geborene Prinzessin von Auersperg, sowie seine Kinder Isabella (47) und Konstantin (45). Der älteste Sohn des Paares, Markus, ein Künstler, starb 1995.