Fahndung Entkommener Vergewaltiger weiter flüchtig - Anzeige gegen Beamte

Wo steckt der verurteilte Vergewaltiger, der seinen Aufpassern bei einem bewachten Ausflug in einem Brauhaus entwischte? Ein Jogger will ihn in einem Park erkannt haben. Die genauen Fluchtumstände geben derweil Rätsel auf. Die JVA zeigt zwei ihrer Mitarbeiter an.

Mit diesem Foto fahdnet die Polizei nach dem entflohenen Straftäter.

Foto: Polizei Köln

Köln (dpa) - Der bei einem bewachten Brauhausbesuch in Köln entkommene Vergewaltiger hat Justiz und Polizei auch zwei Tage nach seiner Flucht in Atem gehalten. Die JVA Aachen stellte Strafanzeige gegen die zwei Justizvollzugsbeamten, denen er entwischt war. Unterdessen brach die Polizei eine Suchaktion in Bonn nach einigen Stunden wieder ab. Ein Jogger hatte angegeben, den 58-Jährigen dort in einem Park erkannt zu haben.

Die Strafanzeige gegen die beiden Beamten basiere auf dem Verdacht, dass sie ihren Dienstpflichten nicht hinreichend nachgekommen seien, sagte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums. Es gehe dabei auch darum, zu prüfen, ob möglicherweise der Straftatbestand der Gefangenenbefreiung erfüllt sei. „Letzten Endes muss es auch zum Schutz der Bediensteten aufgeklärt werden“, sagte die Leiterin der JVA, Reina Blikslager. Sie halte dieses Vorgehen daher für ihre Pflicht.

Zuvor hatten WDR, „Bild“ und „Express“ von Augenzeugen berichtet, die die Flucht des verurteilten Vergewaltigers anders beschrieben als von den beiden Aufpassern geschildert. Demnach soll der 58-Jährige in dem Kölner Brauhaus ohne Begleitung auf die Toilette gegangen sein. Die JVA hatte bislang mit Verweis auf die Aussagen ihrer Mitarbeiter mitgeteilt, einer der beiden sei mit dem Mann auf die Toilette gegangen. Dort habe er ihn aufgrund einer Unaufmerksamkeit aus den Augen verloren. Der Mann ist seitdem auf der Flucht.

JVA-Leiterin Blikslager nannte im Gespräch mit der dpa auch die Presseberichte als Auslöser für die Anzeige. Es müsse nun alles aufgeklärt werden.

Der 58-Jährige saß seit 1999 in Sicherungsverwahrung in Aachen, weil er als gefährlich eingeschätzt wird. Gesetzlich stehen ihm mindestens vier sogenannte Ausführungen im Jahr zu - bei denen er aber ständig überwacht werden muss. Den Ausflug nach Köln soll er sich selbst gewünscht haben. Er habe Kleidung kaufen wollen, sagte Blikslager.

In Bonn rückten am Freitag nach Polizeiangaben rund 80 Beamte aus, um den Entflohenen im Park zu suchen. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz - letztlich ohne Erfolg. Ein Jogger hatte zuvor berichtet, den Gesuchten bei einem Wasserfall in der sogenannten Rheinaue und in der Nähe einer S-Bahn-Station gesehen zu haben. „Einmal hat er ihm frontal ins Gesicht geschaut“, sagte ein Polizeisprecher.

Auch in Hamburg berichtete die Polizei, dass es einen Einsatz im Zuge der Suche nach dem 58-Jährigen gegeben habe. Ein Zeuge will den Mann demnach an einem Bahnhof gesehen haben. Auch dieser Einsatz verlief aber ohne Ergebnis.