Eric Cantona: Fußball-Rüpel auf Hollywoodkurs

Ex-Kult-Kicker Eric Cantona sorgt als Schauspieler für Furore – und träumt doch von einer Trainer-Karriere.

Paris. Als Fußballer war und ist er Kult - trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Eskapaden: Eric Cantona. Der heute 43 Jahre alte Franzose galt als einer der besten Stürmer seiner Zeit und schoss Manchester United in den 1990er Jahren zu Siegen und Titeln. Ein Künstler auf dem Rasen, der aber auch gern den Rabauken gab.

Seine Kung-Fu-Einlage gegen einen Fan, der ihn zuvor beleidigt hatte, ging 1995 um die Welt - ebenso sein legendäres Statement zu dem Ausraster. "Die Möwen folgen dem Fischkutter, weil sie glauben, dass die Sardinen ins Meer geworfen werden", philosophierte der Exzentriker damals. Mehr hatte er den Journalisten nicht zu sagen. Die Fans liebten ihn für solche Auftritte.

In Manchester, wo Cantona zwischen 1992 und 1997 auf Torejagd ging, wird er noch heute verehrt. 2000 wählten die ManU-Anhänger ihn, den Franzosen, zum "Fußballer des Jahrhunderts" - vor britischen Helden wie George Best und Bobby Charlton. Und immer noch kennen die Kinder in der tristen Industriestadt die Fanlieder über den Mann, der stets mit hochgestelltem Trikotkragen auflief.

Eine Zuneigung, die Cantona in seinem Heimatland nicht immer zuteil wurde. Das "Enfant terrible" war wegen seiner Auseinandersetzungen mit Kollegen, Fans, Schiedsrichtern, Funktionären und Journalisten in Frankreich 1991 derart unbeliebt, dass er drauf und dran war, mit 25 Jahren die Stollenschuhe vorzeitig an den Nagel zu hängen: Kein französischer Klub wollte ihn noch verpflichten, deshalb ging er nach England.

Dass seine "Explosionen" nicht völlig der Vergangenheit angehören, bewies Cantona noch im Mai dieses Jahres, als er bei der Beach-Soccer-EM dem Schweizer Coach und ehemaligen Gladbacher Keeper Jörg Stiel eine Ohrfeige verpasste.

Cantona, das Raubein, kann aber auch anders. Die Schauspielerei ist seit Jahren seine Leidenschaft. Mehrfach war er bereits in französischen Filmen zu sehen, außerdem 1998 im britischen Drama "Elizabeth" neben Cate Blanchett. Und jetzt startet er mit "Looking for Eric", dem neuen Film des britischen Regisseurs Ken Loach, so etwas wie eine internationale Leinwandkarriere.

Der 43-Jährige spielt nicht mehr und nicht weniger als sich selbst - allerdings in einer komisch anmutenden, "artigen" Fassung, bei der er sich oft selbst auf die Schippe nimmt. In "Looking for Eric" ist Cantona ein "Geist", der aus einem Poster herausklettert, um einem seiner glühenden Fans, einem selbstmordgefährdeten Briefträger, aus zahlreichen Schwierigkeiten zu helfen. Ein Auftritt, der ankommt. "Der König ist zurück", urteilte etwa die renommierte Zeitung "Le Figaro" über die Schauspielleistung des Kult-Kickers.

Ab Januar 2010 kann man die Künste des Cantona im Pariser Théâtre Marigny im Stück "Face au Paradis" auch live begutachten. Medien und Kollegen überhäufen ihn mit Lob. Endstation Hollywood? Der 43-Jährige träumt zwölf Jahre nach seinem Karriereende weniger von einem "Oscar" als von einer Rückkehr in den Profifußball - als Trainer bei seinem Ex-Verein Manchester United.

"Ich weiß nicht, in wie vielen Jahren sich das verwirklichen wird, aber mein Name ist bereits auf der Bank von Manchester United eingraviert. Es ist ManU oder nichts." In der Zwischenzeit tue es allenfalls der Trainerjob bei der englischen Nationalelf. Cantona hat Ansprüche und vergisst dabei auch nicht die Kunst: "Ich habe Überzeugungen, deshalb möchte ich auch als Trainer ein Künstler sein."