Erika Pluhar — die öffentliche Frau

Die Österreicherin stand nicht nur als Schauspielerin im Scheinwerferlicht. Übermorgen wird sie 75 Jahre alt.

Foto: Arno Burgi

Wien. Erika Pluhar beherrscht ihre Rollen bis heute: Sie war Schönheitsideal vieler Männer und zugleich Vorbild der Frauenbewegung, sie hat sich als Schauspielerin ebenso einen Namen gemacht wie als Sängerin, sie schreibt Bücher und bewegt durch ihre Lebens- und Liebesgeschichte. „Die öffentliche Frau“, der Titel ihres aktuellen Buchs, beschreibt die Vita der Österreicherin wohl am besten. Übermorgen wird sie 75 Jahre alt. An Ruhestand denkt sie nicht.

„Ich lebe zwischen den Träumen und zwischen den Erfindungen“, sagte sie in ihrem Haus in Wien am Rande von Dreharbeiten. Zu ihrem Geburtstag steht Pluhar letztmals vor der Kamera. Für einen 90 Minuten dauernden Dokumentarfilm blickt sie auf ihr Leben zurück. Er soll am 4. März (22.45 Uhr) in der ARD laufen.

„Der Spagat von einer Femme fatale zu einer Emanze, das ist mir in einem einzigen Frauenleben gelungen“, sagte sie augenzwinkernd. Die in Wien geborene Pluhar ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Österreichs. Sie war 40 Jahre festes Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und spielte häufig auf anderen Bühnen und in Filmen. Vor 15 Jahren, als sie 60 Jahre alt wurde, nahm sie Abschied vom Burgtheater. Zuvor hatte sie sich mit dem damaligen Intendanten Claus Peymann überworfen.

Der große Durchbruch gelang ihr 1968 mit der Hauptrolle in Helmut Käutners Verfilmung des Romans „Bel ami“ von Guy de Maupassant. Sie wurde zum gefragten Filmstar und zu einer der berühmtesten deutschsprachigen Schauspielerinnen. Zusätzlich startete sie in den 1970er Jahren eine Karriere als Chansonsängerin, sang Schlager aus den 1920er und 1930er Jahren.

In der Öffentlichkeit stand sie aber nicht nur wegen ihrer künstlerischen Tätigkeit. Der Tod ihrer Tochter Anna 1999 sowie die Selbsttötung ihres damaligen Lebensgefährten Peter Vogel („Kottan ermittelt“) 1978 interessierten Medien und Publikum.

Und auch ihre zwei Ehen machten Schlagzeilen: Ihr erster Ehemann Udo Proksch war in Österreich eine Skandalfigur. 1992 wurde er wegen sechsfachen Mordes verurteilt. Zweiter Ehemann war der Künstler André Heller. „Keine sehr gelungene Ehe“, sagt Pluhar heute über Heller. „Aber ich kann sagen: Wir sind mit Sicherheit lebenslange Freunde.“

1981 machte Pluhar künstlerisch einen Schnitt. Seither singt sie nur noch eigene Texte. Und konzentriert sich auf ihre Arbeit als Schriftstellerin. „Das ist meine Passion. Ich schreibe bis zu meinem letzten Atemzug“, sagte sie.