Schwerwiegende Vorwürfe Ermittlungen gegen Beamte nach Mord im Berliner Rockermilieu

Berlin (dpa) - Viereinhalb Jahre nach einem Mord im Berliner Rockermilieu ist die Polizei selbst ins Visier der Ermittler gerückt. Die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt leitete gegen drei Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags durch Unterlassen ein.

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Es sei bekannt gewesen, dass das spätere Opfer gefährdet gewesen sei. Dennoch sei der Mann nicht gewarnt worden, und es habe keinen Plan zur Gefahrenabwehr gegeben, sagte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra auf einer überraschend anberaumten Pressekonferenz. „Es ist für mich unvorstellbar, dass Polizeibeamte das gemacht haben sollen.“

Es gebe Anhaltspunkte, dass die Polizei unsauber gearbeitet habe und es zu einer Reihe von Fehlern gekommen sei, so der Oberstaatsanwalt. Der Leiter der Strafverfolgungsbehörde, Jörg Raupach, kündigte schnellstmögliche Ermittlungen an.

Laut Anklage sollen die Rocker am 10. Januar 2014 vermummt in ein Wettspiel-Café im Stadtteil Reinickendorf gestürmt sein. Der Mann an der Spitze erschoss im Hinterzimmer einen 26-Jährigen. Raupach sagte, die 2014 erstmals aufgetauchten Vorwürfe gegen die Polizei seien schon damals geprüft worden, aber nicht ausreichend gewesen. Kamstra ergänzte, in dem Prozess hätten LKA-Mitarbeiter die Aussage verweigert, ein Zeuge habe aber in „seltener Klarheit“ Fehler der Polizei aufgelistet.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) teilte auf Anfrage schriftlich mit: „Die im Raum stehenden Vorwürfe wiegen schwer. Die Staatsanwaltschaft wird alles daran setzen, die Umstände aufzuklären. Selbstverständlich wird die Polizei bei den Ermittlungen unterstützen.“ Geisel warnte aber vor voreiligen Schlüssen. „Es gilt die Ermittlungen abzuwarten.“