Erste Neo Rauch-Ausstellung in Belgien
Brüssel (dpa) - Ein Astronaut, Industriearbeiter vor Kesseln, ein Mann in Kniebundhose, der eine Flagge verbrennt und eine Frau, die ein hybrides Tier, halb Pferd, halb Giraffe, streichelt:
Es ist eines der ersten Bilder, auf das der Besucher der Ausstellung „Neo Rauch: Die Wahnvorstellung des Schöpfergottes“ (The Obsession of the Demiurge) im Palais des Beaux-Arts in Brüssel stößt.
Das Bild aus dem Jahr 2011 heißt „Zähmung“. Was es uns sagen will? „In Rauchs Werken überlappen sich mehrere Visionen, schieben sich verschiedene Räume und Zeiten ineinander“, erklärt Kurator Harald Kunde. Der Direktor des Museums Kurhaus in Kleve kennt den Künstler seit den Achtzigerjahren. Rauch hat ihm sogar das Bild „Die Kunde“ gewidmet. Darauf steht er vor einem Sockel auf dem ein Art riesiges Ohr abgebildet ist. Datiert ist es auf das Jahr 1999. In Deutschland und Amerika zählt Rauch seit den Neunzigerjahren zu den Topkünstlern. In Belgien muss er sich in der breiten Öffentlichkeit noch einen Namen machen. Das könnte sich bald ändern: Die rund 100 Werke umfassende Ausstellung ist die erste, die Belgien dem 52-Jährigen widmet.
Der Bilderkosmos des Leipziger Malers hat sich in den vergangenen Jahren stark verdichtet. Er ist komplexer und verwirrender geworden. Während Rauch zu Beginn seines künstlerischen Schaffens stark grafische Kompositionen entwarf mit stilistischen Anleihen beim sozialistischen Realismus und bei Comics, konstruiert der Künstler seit 2000 ineinander verschachtelte Bilderwelten mit unzähligen Referenzen.
Auf „Kalimuna“ sind Menschen vor Ladengeschäften im Stil des 19. Jahrhunderts zu sehen. Es wird mit Salzkristallen und Munition gehandelt. Ein Mann hält einen Kampfhund mit einem Menschenkopf an der Leine. Das Bild stammt aus dem Jahr 2010. Die Ausstellung beginnt mit den jüngsten Arbeiten und endet mit seinen bekannten Rundformaten „Plazenta“ und „Lot“, die nebeneinander selten zu sehen sind.
„Vorwärts in die Vergangenheit“ nennt Kunde schmunzelnd die Präsentation, die bei 2012 beginnt und im Jahr 1993 endet. Dass am Anfang das Ende kommt, hat räumliche Gründe. Die Wucht an Farben und Symbole gleich zu Beginn der bis zum 19. Mai dauernden Ausstellung im Bozar, wie das Museum auch genannt wird, wirkt auf den Besucher überwältigend. Nicht der leichteste Weg für einen ersten Kontakt mit Rauchs Werk.