Zum Auftakt ein Bürgerfest Essen ist „Grüne Hauptstadt Europas“
Essen (dpa) - Als „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ will Essen eines Tages auch eine Stadt ganz ohne Plastiktüten werden. Einen Anfang können die Bürger zum Auftakt des Hauptstadtjahres an diesem Samstag machen: Wer mag, bringt zum großen Kultur- und Familienfest im Stadtpark „Gruga“ eine gebrauchte Plastiktüte mit.
Sieben Jahre nach dem Jahr als Kulturhauptstadt 2010 ist die Stadt Essen erneut europäische Kapitale: Diesmal in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit - ernannt von der Europäischen Kommission. Mit dem zweitägigen Bürgerfest startet die „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ an diesem Samstag offiziell. Bei der Open-Air-Eröffnung will EU-Umweltkommissar Karmenu Vella ebenso dabei sein wie Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD).
„Essen hat diesen Titel mehr als verdient“, ließ die Ministerin zur Eröffnung mitteilen. Der Titel sei auch eine Auszeichnung für gelungenen Strukturwandel. „Es hat sich inzwischen herumgesprochen, wie grün die Stadt Essen ist. Das gilt übrigens für weite Teile des Ruhrgebiets.“
Kritik kommt derweil von der Naturschutzorganisation BUND: „In Sachen Landschaftsschutz und Verkehr ist bereits jetzt erkennbar, dass Essen diesen Titel nicht verdient und ihm nicht entsprechen wird“, teilte BUND-Landeschef Holger Sticht am Freitag mit. Der Titel „Grüne Hauptstadt“ mache nur Sinn, wenn es zu den von der Stadt eingereichten Zielen und Projekten auch die nötigen politischen Beschlüsse gebe. Nur so könne eine nachhaltige Entwicklung gesichert werden. „Dies fehlt aber leider bislang völlig.“
Die Organisatoren des Eröffnungsfestes wollen die Bürger am Samstag ab 17.30 Uhr und Sonntag ab 16.00 Uhr mit einem umfangreichen Programm für die Kulturhauptstadt begeistern. Unter den 35 Stationen sind Illuminationen, Tanz- und Theatervorführungen, Ausstellungen sowie ein Lichterlabyrinth. Bei einer Performance mit dem Titel „Sturm & Wasser“ geht es etwa in einer mystischen Seenlandschaft um einen erbitterten Kampf um das Lebenselixier Wasser. An einer anderen Station bringen Musiker Fahrräder zum Klingen: Ihre Instrumente sind Sättel, Speichen, Luftpumpen und Klingeln.
In drei Containern ist eine Kunstinstallation zu sehen, die den Wandel der Stadt Essen von „grün“ (um das Jahr 1620) zu „grau“ (um 1920) zu „grün“ (2017) beschreibt. In einer Waldhütte lädt eine „Gruga-Fee“ zu einer Märchenstunde ein.
Auch sonst setzt die Stadt beim Programm der „Grünen Hauptstadt“ auf Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit. Mehr als 300 Aktionen sind geplant. Ein Highlight: Mit Beginn der Badesaison soll ab Mai das Baden im Trinkwasserfluss Ruhr an einer Stelle wieder erlaubt werden - nach 46 Jahren Verbot.
Den ersten Titel der Grünen Hauptstadt Europas vergab die EU-Kommission 2010 an Stockholm. 2011 folgte Hamburg. Eine Jury bewertet die Kommunen in zwölf Bereichen wie etwa Anpassung an den Klimawandel, Verkehr, Luftqualität, Lärmschutz, Abwasserbehandlung und Energieeffizienz. 2016 trug Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, den Titel.
Und was geschieht mit den Plastiktüten? Gesammelt wird das ganze Jahr. Studenten der Folkwang Hochschule wollen dann am Jahresende eine Skulptur daraus fertigen, die sich mit den Vor- und Nachteilen von Plastik-Nutzung beschäftigt.