EU-Gutachter: Genmais-Rattenstudie nicht fundiert

Brüssel/Parma (dpa) - EU-Wissenschaftler sehen in der umstrittenen französischen Studie zum erhöhten Krebsrisiko durch Genmais keinen Grund zum Handeln. Die Studie des französischen Forscherteams um Gilles-Eric Séralini enthalte schwere Mängel.

Das teilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) am Mittwoch im italienischen Parma mit. Daher halten es die Gutachter nicht für notwendig, die gentechnisch veränderte Maissorte NK603 erneut zu überprüfen.

Die Forscher hatten im September eine Studie im Fachblatt „Food and Chemical Toxicology“ veröffentlicht, wonach der gentechnisch veränderte Mais NK603 bei Ratten Krebs verursachen soll. Die Labortiere hatten etwa zwei Jahre lang den Genmais NK603 des Herstellers Monsanto gefressen. Sie wurden auch dem zugehörigen Pflanzenschutzmittel Glyphosat ausgesetzt - viele von ihnen bekamen Tumore oder Schäden an Niere und Leber. Die Untersuchung hatte eine Kontroverse zum Umgang mit Genmais ausgelöst.

Die EU-Agentur hatte bereits im Oktober die Vorgehensweise des französischen Forschers bemängelt. Es fehlten Daten und es seien zu wenig Versuchstiere verwendet worden, hieß es damals. Der Franzose wurde aufgefordert, noch fehlende Datensätze einzureichen.

Dies sei nicht geschehen, so die Efsa am Mittwoch. Der erste negative Eindruck habe sich bestätigt. Die Schlussfolgerungen des französischen Teams seien aufgrund des Studiendesigns, der Präsentation und der Interpretation der Ergebnisse wissenschaftlich nicht fundiert. Außerdem verwies die Efsa auf separate Behörden-Gutachten aus Deutschland und weiteren fünf EU-Staaten, die ähnlich kritisch ausgefallen seien.

Die SPD-Europaabgeordnete Dagmar Roth-Behrendt zeigte sich enttäuscht. Es sei unverständlich, dass die EU-Agentur den strittigen Genmais nicht erneut überprüfen lasse, sagte die Gesundheitsexpertin dem Informationsdienst dpa Insight EU. Die Efsa habe nicht verstanden, dass man bei Gentechnologie das Vorsorgeprinzip im Auge haben müsse. Der Efsa fehle hier nicht nur die nötige Sensibilität, sondern auch wissenschaftlicher Sachverstand zum Thema Gentechnologie.