Evergreen für Sommertage im Büro: Das Etuikleid
Berlin (dpa/tmn) - Bitte kleiden Sie sich seriös, adrett, dezent! Karriere-Experten sagen, Frauen sollten im Job nicht mit sexy Klamotten auftrumpfen. Aber das muss nicht bieder sein: Das Etuikleid hat die richtige Länge, wirkt aber dank Farbe und Raffinessen pfiffig.
Wer sich im Job einer vorgeschriebenen Kleiderordnung unterwerfen muss, sollte diesen Zustand positiv sehen: Die verzweifelte Suche nach dem passenden Outfit - für viele Frauen ein unliebsames, tägliches Ritual - ist oft viel einfacher. Und Mode für den Job ist alles andere als langweilig: Vor allem der Evergreen, das Etuikleid, ist aktueller, pfiffiger und interessanter denn je - mit vielfältigen Schnittführungen, tollen Farben und aufreizenden Details.
Hier trifft der gern bemühte Spruch „Kleider machen Leute“ voll ins Schwarze: Ein Businesskleid verleiht seiner Trägerin eine kompetente, selbstsichere und seriöse Ausstrahlung. Das Etuikleid schmiegt sich einerseits eng um den Körper und zeichnet die Kurven nach. Dabei ist es andererseits in der Regel lang genug und mit geradem oder ovalem Ausschnitt hochgeschlossen genug, um angemessen für den Arbeitsalltag zu sein. Die Form des Kleides steht im Vordergrund, meist hat es wenig Details und Applikationen und wirkt daher dezent.
Lange trugen Frauen, die einer beruflichen Beschäftigung nachgingen und seriös gekleidet sein mussten, mindestens knielange Röcke, die sie mit Bluse und Jackett kombinierten. 1954 entwarf Designern Coco Chanel auf Basis dessen ihre Kombination aus engem Rock und gerader Jacke ohne Kragen und einreihigen Goldknöpfen: das Chanel-Kostüm.
Dessen schnörkelloser Stil findet sich im Etuikleid wieder, das erstmals schon in den 30er Jahren in Mode kam, aber erst in den 60er Jahren von Trägerinnen wie der US-Schauspielerin Audrey Hepburn und Präsidenten-Gattin Jackie Kennedy berühmt gemacht wurde. Auch Chanel brachte solche Kleider dann heraus.
Lange sah man darin eben die züchtige Gattin oder die flotte Sekretärin, heute schreibt man es der strengen Bankerin und fleißigen Betriebswirtin zu, deren Unternehmen einen strengen Dresscode haben. Doch der Zeitgeist hat längst Einfluss auf dieses Bürokleid genommen - und es auch in Firmen mit lockeren Regeln gebracht.
„Alles muss sehr lässig und optimistisch wirken - selbst im Business“, erklärt die Trendexpertin Elke Giese. Auch Elegantes müsse „entspannt“ daherkommen - man müsse sich im Outfit wohlfühlen. Wer mag, kann heute daher ein Etuikleid bekommen, das nicht mehr eng am Körper anliegt. Bei den luftigeren Varianten verwischen die Grenzen zwischen weiten Trapez- und Hängerkleidern immer mehr. C&A etwa zeigt so einen Hybriden in Weiß, COS in Beige.
Die weiblichen Rundungen können hier mit einem dünnen oder breiten Taillengürtel betont werden, wie etwa Mango und Daniel Hechter zeigen. Beide vermeiden auch die klassischerweise eher dezenten Farben: Statt schwarz, dunkelblau oder beige ist Hechters Kleid pink und das Stück von Mango hat grüne und hellblaue Streifen.
Auch die Stoffwahl hat sich verändert. Lange war der Tweedstoff erste Wahl für Businesskleider und -kostüme. Heute sieht man das Etuikleid auch aus Seidenchiffon oder Viskose, selbst weiches Nappa- und Veloursleder wird verarbeitet. Die Details des der Idee nach absolut schlichten Kleides müssen nicht, aber können heute aufwendiger sein. Heine etwa hat in der aktuellen Kollektion Kleider mit Spitzeneinlagen oder mit Metall-Applikationen und s.Oliver mit Kordel im Kragen. Auch Knopfleisten in der Mitte sieht man oft, wie bei Mantelkleidern.
Doch trotz all der Möglichkeiten, noch immer findet man in den meisten Kollektionen die schlichten Varianten mit dezenten Farben ohne Schnickschnack, etwa bei Cinque, Kookai und COS. Denn das Schlichte lässt sich vielfältig kombinieren und mit dem richtigen Schmuck auch schnell vom Büro-Outfit zum Outfit für die Afterwork-Party gestalten.
„Weil es sich eher etwas zurücknimmt, wirken auffällige Ohrringe, XL-Ketten und eine kleine, metallische Clutch-Schatulle besonders edel“, rät Ingo Brack von der Modeschule Esmod in München. „Außerdem lassen sich wunderbar farbige Strumpfhosen kombinieren - das liegt absolut im Trend“.
Den nötigen Glamour am Abend verleihen auch High Heels und Wedges, Ballerinas machen das Bürokleid freizeittauglich. Doch: Während der Arbeitszeit sollte Frau immer noch zu eleganten, aber unauffälligen Schuhen greifen, rät die Stylistin Dagmar Dobrofsky aus Berlin. Sie empfiehlt Modelle mit drei bis vier Zentimeter hohen Absätzen. „Die Absätze sollten aber nicht zu dick sein, da sie sonst nicht zum eleganten Business-Outfit passen.“ Gerade in Berufen, bei denen besonders viel Wert auf eine seriöse Ausstrahlung gelegt wird, sollten die Schuhe auch geschlossen sein.