Fabrikeinsturz Bangladesch: Fast unverletzt — nach zwei Wochen
Reshma Begum wird jetzt auf einer Intensivstation behandelt. Insgesamt kamen mehr als 1000 Menschen ums Leben.
Dhaka. Ehe sie mit den Baggern weitergruben, rief einer der Retter noch einmal ins Innere des Schuttbergs. Das machten sie seit anderthalb Wochen so, seit sie mit schweren Maschinen anrückt waren, und seit eineinhalb Wochen folgte nur Stille. Doch Freitag, als sie in den Keller des einst achtstöckigen Gebäudes vorgestoßen waren, hörten sie eine junge Frau. „Sie stand in einem Hohlraum und konnte sich frei bewegen“, sagte Major Moazeem, der als erster mit ihr sprach.
Von überall strömten Helfer herbei und versuchten mit Sägen und Hämmern, zu ihr durchzukommen. Nach einer Stunde hoben sie die Frau ans Tageslicht — eine junge Näherin namens Reshma. „Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals wieder das Licht sehen werde“, sagte sie später dem Privat-Fernsehsender Somoy Television.
Als Reshma, in einem lilafarbenen Gewand und mit pinkfarbenem Schal um den Hals, zum Vorschein kam, hoben viele der Umstehenden die Hände im Gebet zum Himmel. „Gott ist groß“, riefen sie, Tränen waren zu sehen, manche rezitierten den Koran. Mit halb geschlossenen Augen blickte Reshma in die Sonne, als sie von Soldaten ins Krankenhaus gebracht wurde.
Reshma war noch für eine weitere Überraschung gut: Sie überlebte die zweieinhalbwöchige Tortur fast unverletzt. Sie habe eine Wasserflasche und etwas trockene Nahrung gefunden, sagte sie. Ministerpräsidentin Sheikh Hasina war laut ihrem Sprecher begeistert: Die Rettung der jungen Frau sei „übernatürlich“.
Andere hatten weniger Glück. Mehr als 1040 Menschen konnten nur noch tot geborgen werden — und die Zahl könnte weiter steigen, sagte ein Sprecher des Katastrophenmanagements. Die meisten der Opfer sind Frauen.
Fast 2500 Menschen überlebten die Katastrophe, doch viele mussten einen hohen Preis dafür bezahlen. Oft mit normalen Handsägen amputierten die Helfer ihnen Arme oder Beine — sie werden ihre Familie nicht mehr versorgen können. Unterdessen sind bei einem Feuer in einem anderen Textilunternehmen in Dhaka acht Menschen gestorben, darunter der Besitzer der Firma.