Farshid Shami: Der Meistermacher für Schwimmstars

In Wuppertal führt Trainer Farshid Shami (40) seine Athleten an die Weltspitze — mit ungewöhnlichen Mitteln.

Wuppertal. Ein Trainer aus dem Orient hat Wuppertal zur Hochburg der Brustschwimmer gemacht: Doppel-Europameisterin Sarah Poewe wird in London zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen, ihr Teamkollege Christian vom Lehn wurde 2011 überraschend WM-Dritter und feiert seine Premiere unter den fünf Ringen. Das verdanken beide Athleten auch einem außergewöhnlichen Trainer: Dr. Farshid Shami.

Seit September 2008 ist der 40-Jährige Chefcoach der SG Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dormagen. Vor vier Jahren wurde er als Nobody in und außerhalb von Wuppertal noch kritisch beäugt — heute gilt er als Glücksgriff und neuer Meistermacher.

Shami hat dem Schwimmsport viel zu verdanken. Als Anfang der 90er Jahre der zweite Golfkrieg tobte, war der Sohn einer Teheraner Juristenfamilie bereits Mitglied der iranischen Nationalmannschaft. „Ich musste lediglich meinen Grundwehrdienst ableisten, dann durfte ich zurück nach Teheran zum Training“, sagt der promovierte Sportwissenschaftler. Thema der Dissertation: „Zum Einfluss des mentalen Trainings auf die Wettkampfleistung im Schwimmsport.“

Er sei sehr ehrgeizig, aber auch ein Trainer, der seine Schwimmer dafür gewinnen kann, sich zu quälen, um noch mehr Leistung zu bringen. Den Biss habe er von seinen Eltern, sagt Shami. Seine Eltern seien im Iran Top-Juristen gewesen. Sein Vater habe ihn in jungen Jahren für das Schwimmen begeistert. Und das in einem Land, in dem Gewichtheber und Ringer die Sporthelden sind.

Farshid Shami hat sich vom Schwimm-Virus infizieren lassen. Und den Wassersport zu seinem Beruf gemacht. Allerdings musste er einige Umwege in Kauf nehmen. 1993 ist er seiner Mutter nach Deutschland gefolgt, die als Juristin im Iran schon für die deutsche Botschaft tätig war. In rund sechs Monaten lernte er Deutsch, besuchte in Darmstadt ein Studienkolleg, um die Zulassung zu einem Universitätsstudium zu erhalten.

Dass Mathematik, Physik und Informatik nicht sein „Ding“ sind, stellte er schnell fest — und sattelte um: auf Sportwissenschaften. 2006 beendete er an der Kieler Uni seine Ausbildung mit dem Doktortitel. Parallel dazu baute er als junger Trainer beim SV Neptun Kiel eine Leistungsmannschaft auf. 2007 wechselte er zum Traditionsverein SV Schwäbisch Gmünd, für den er knapp ein Jahr tätig war, bis der Ruf aus Wuppertal kam.

„Nach zwei, drei Gesprächen war klar, dass wir zusammenpassen. Es wurde ein Trainer mit Perspektive gesucht. Einer, der langfristig arbeiten will und ehrgeizige Ziele hat“, berichtete Shami. Das Ziel war schnell klar definiert: Möglichst viele Sportler sollten sich für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren. „Die Sportler müssen so selbstbewusst werden wie die Amerikaner, deren Lockerheit bekommen und sich auf den Wettkampf regelrecht freuen“, sagte Shami.

„Farshid Shami ist für mich viel mehr als nur ein Trainer“, sagt Sarah Poewe. „Er ist ein Coach, der mein Umfeld perfektioniert hat.“ Und auch für Christian vom Lehn ist die Zusammenarbeit mit Shami ein Idealfall: „Wir beide ergänzen uns prächtig. Wir sind sehr ehrgeizig und wollen möglichst viel erreichen.“