Mangehafter Brandschutz Fast 800 Menschen müssen Hochhaus in Dortmund verlassen
Der Mieterverein Dortmund bezeichnet Hochhausräumung als „dramatisch“. Viele Mieter haben ihre Wohnungen bereits verlassen.
Dortmund. Die Dortmunder Feuerwehr will einen großen Hochhauskomplex mit mehr als 400 Wohnungen wegen Brandgefahr an diesem Donnerstag räumen. Die Sicherheitsmaßnahme diene dem Schutz der dort lebenden Mieter und sei laut Beschluss des Krisenstabes unumgänglich, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit.
Die Räumung des großen Hochhauskomplexes Hannibal II in Dortmund-Dorstfeld betrifft fast 800 Menschen. Das teilte die Stadt am Donnerstag mit. Sie begründet die kurzfristige Evakuierung mit Problemen beim Brandschutz in der Tiefgarage und mit fehlenden Rettungswegen. Als Notquartier werde in der kommenden Nacht die Helmut-Körnig-Halle dienen. Anschließend sollen für alle Bewohner „bedarfsgerechte Unterbringungen“ gefunden werden. Die Mieter sollen um 21.00 Uhr detailliert über die Notquartiere informiert werden.
Viele Mieter haben den Hochhauskomplex bereits verlassen. Am Donnerstagabend standen mehr als 100 Menschen draußen rund um das Haus und warteten auf weitere Unterstützung, wie ein dpa-Reporter am Ort des Geschehens feststellte. Unter ihnen waren zahlreiche Familien mit Kindern. Viele hatten die nötigsten Habseligkeiten in Rucksäcken und Taschen mitgenommen.
Der Mieterverein Dortmund hat die Räumung des Hannibal-Hochhauskomplex im Stadtteil Dorstfeld als „dramatisch“ bezeichnet. Viele Instandhaltungsmaßnahmen seien in dem Haus vernachlässigt werden, sagte Geschäftsführer Rainer Stücker am Donnerstag.
Im Juni war wegen Brandschutzmängeln ein Hochhaus in Wuppertal evakuiert worden. Dort waren 86 Wohnungen betroffen, von denen allerdings einige leer standen. Die Stadtverwaltung Wuppertal begründete die Entscheidung mit neuen Erfahrungen aus dem Brand des Grenfell Towers in London. Der Brand mit mindestens 81 Toten habe eine Neubewertung des Risikos auch in Wuppertal nötig gemacht.
In Kenntnis des Londoner Feuers habe Gefahr für Leib und Leben bestanden, sagte Wuppertals Baudezernent Frank Meyer damals. Nachdem die Eigentümer die brennbare Kunststoff-Fassade an den Treppenhäusern und Laubengängen entfernte, durften die Bewohner einen Monat später in ihre Wohnungen zurück.
Die Stadt Duisburg hat im Juli wegen mangelnden Brandschutzes drei Gebäude in einer Hochhaussiedlung vorübergehend räumen lassen. Rund 100 Menschen aus 22 Wohnungen waren betroffen. dpa