Fingerakrobatik: Jugendliche entdecken Penspinning
Aachen (dpa) - Penspinning ist des Schülers liebster Zeitvertreib. Die Finger-Akrobatik mit einem Stift macht nicht nur Spaß, sondern schult auch die Konzentration, meint Altmeister Robert Heim.
Wer Robert Heim unbedacht einen Stift gibt, wird sein blaues Wunder erleben. Der Stift rast wie ein Propeller um den Daumen, durch die Finger seiner Hand und zurück. Das erinnert ein bisschen an Breakdance. Alles geht rasend schnell. Die Bewegungen dauern nicht mal einen Wimpernschlag. Jeder Laie fragt sich: Wie macht der das?
„Jahrelange Übung“, sagt der Informatik-Student. Heim ist Teil der internationalen „Penspinner-Szene“. Er jongliert mit Stiften so, dass sie immer Kontakt mit der Hand haben. Die Kunst ist es, Finger unabhängig voneinander zu bewegen. „Viele Ungeübte schaffen es ja schon nicht, mit vier Fingern ein V zu bilden.“
Der 24-Jährige ist in Deutschland so was wie der Front-Mann der Szene. Er hat die deutsche Internet-Seite aufgebaut, entwickelt Tricks, gibt Anleitung und zeigt auf Videos, was Könner so drauf haben. „Ich halte mit der Seite die Community in Deutschland ein bisschen zusammen“, sagt er, während er im Gespräch beiläufig einen Stift durch die Finger flitzen lässt. Eine kleine Fingerübung. Penspinning trainiert Balancegefühl, Reaktion und Konzentration, wirbt Heim.
Die „Community“ ist jung, zwischen 12 und 20 Jahre alt. „Viele Schüler fangen in der Schule damit an, weil ihnen zu langweilig ist.“ Nach einer Umfrage im Penspinner-Forum muss der Unterricht in Englisch, Deutsch und Mathe für die Szene besonders gut sein. Unter 468 Beteiligten gab jeder Vierte an, dass er in den Hauptfächern den Stift wirbeln lässt. „Ich habe die unfähigste Lehrerin der Welt und ich sitze neben einem, der auch noch spinnt. Es ist echt lustig“, schreibt „Mac“.
Auch Heims Karriere begann vor fünf Jahren im Englisch-Unterricht. „Da saß ein Typ neben mir, der hat die ganze Zeit einen „Thumbaround“ (Daumendreher) gemacht. Und ich habe mich gefragt: Wie kriegt der das gebacken?“ Immer wenn der Stift auf den Boden klackerte, gab es Ärger mit dem Lehrer. Eben alles eine Frage der Geduld und der Übung. Für einen neuen Trick braucht Heim auch heute schon mal 1000 Versuche bis es klappt. Ältere haben in dieser Zeit wohl etwas Sinnvolleres vor. „Leute über 30, 40 Jahre sind bei uns die Ausnahme“, sagt der Aachener.