Fit statt fett - Haustiere in den USA specken ab
San Francisco (dpa) - Nikolas liegt erschöpft am Rand des kleinen Pools. Der sechs Jahre alte rundliche Chihuahua-Jack-Russell-Mischling hat seine erste Schwimmstunde im „Rex Center“, einem Hunde-Fitnessstudio südlich von San Francisco, hinter sich.
Frauchen ist begeistert. Karen Kelly kauft gleich eine Karte mit sechs Schwimmstunden zum Vorzugspreis von 47,50 Dollar (rund 35 Euro). „Aus demselben Grund warum Menschen schwimmen gehen, bringe ich meine Hunde her“, sagt die Kalifornierin. „Das ist gut für Herz und Knochen, zum Abspecken und für mehr Schwung“.
An einem Samstag in der Vorweihnachtszeit ist der Pool ausgebucht. Hattie trägt eine rote Schwimmweste mit weißen Punkten um den Bauch. Der riesige Mastiff paddelt alleine durch das 34 Grad Celsius warme Wasser. Charles, ein Spaniel-Bichon-Mischling wird von Trainerin Ellen Davison gehalten, während seine Pfoten durch den Pool wirbeln. „Guter Junge“, spornt ihn seine Besitzerin an. Zur Belohnung gibt es zwischendurch ein Leckerli, aber kalorienarm.
Nach der jüngsten Umfrage bei Tierärzten im Jahr 2012 haben Haustiere in den USA drastisch an Gewicht zugenommen. 55 Prozent der Katzen und Hunde seien übergewichtig oder fettleibig, warnt der Verband zur Verhinderung von Fettleibigkeit unter Tieren (Association for Pet Obesity Prevention/APOP). Demnach haben 80 Millionen Katzen und Hunde zu viele Polster angesetzt. „Das ist unser größtes Problem“, sagt die kalifornische Tierärztin Ilana Strubel. „Hunde essen zu viele Kalorien und verbrennen zu wenig. Das kann zu Arthritis, Diabetes, Gelenk- und Herzproblemen führen“.
„Er hat schon 12 Pfund verloren, 10 müssen noch runter“, strahlt Finns Besitzerin Jen Gasang am Rande des Pools im „Rex Center“. Bei einem Autounfall verlor der schwarzbraun gefleckte stämmige Hund ein Bein, mit dem Alter kamen Fettpolster hinzu. Seit einigen Monaten geht Finn ein Mal pro Woche in den Fitness-Pool. „Jetzt kann er wieder alleine die Treppe rauflaufen“, sagt Gasang. Er selbst macht es sich am liebsten am Rand des Beckens bequem, doch die resolute Trainerin zieht ihn immer wieder in die Mitte. „Auch für mich ist das ein guter Workout“, sagt Trainerin Davison und lächelt.
Nicht nur im Wasser trimmen Hundebesitzer ihre Vierbeiner. Im Fitness-Center „Derty Dog“ im kalifornischen Santa Rosa können sie auf Laufbändern und mit Trainingsgewichten um den Bauch abspecken. Der monatliche Beitrag für die tierischen Mitglieder beträgt knapp 100 Dollar. Der Hundesitter-Service „Furball Fitness“ in San Francisco lockt mit einem „Bow Wow“-Bootcamp. Ihre Dogwalker gehen nicht etwa gemütlich spazieren, sie joggen mit den Schützlingen oder treiben sie auf Rollschuhen eine Stunde lang an. Das kostet Herrchen oder Frauchen 60 Dollar.
Es gibt sogar schon Geräte speziell für Hunde, mit denen ihre Besitzer jeden Schritt, Tritt und alle Nickerchen verfolgen können. Sie werden am Halsband angebracht, das Smartphone zeichnet die Daten auf.
Für die schwersten Fälle wartet im US-Bundesstaat Oregon auf der Indigo-Ranch das „Doggie Fat Camp“. Vier Wochen Diät- und Sportprogramm kosten 800 Dollar. Der dreijährige Labrador Butters hält mit „Vorher/Nachher“-Fotos auf der Webseite als Erfolgsmodell her. Fast 65 Kilogramm schwer liegt er anfangs träge auf dem Boden. Nach vier Monaten Diätcamp und nun 38 Kilogramm leicht jagt er Tennisbälle.
Bälle aus dem Pool fischen ist auch Bishops große Leidenschaft. Seine 13 Jahre sieht man dem schwarzen Labrador nicht an. Seit 2009 ist er Stammgast im „Rex Center“. Allerdings ist er kein Kandidat für die geplanten „Agilität“-Workouts, die das Studio im kommenden Jahr in einem unbeheizten Becken einführen will, meint Mitarbeiterin Joy Greer-Walker. „Das ist für junge, aktive Hunde, die im kalten Wasser noch mehr Kalorien verbrennen“. Nach zu vielen Leckerbissen an den Feiertagen könnte das ein Renner sein.