Flutkatastrophe in Indien: "Wir brauchen Essen"
Menschen im Norden Indiens sind von der Außenwelt abgeschnitten — ohne Nahrung, Trinkwasser und Medikamente.
Srinagar/Neu Delhi. Auf der Kuppel einer Moschee steht ein Hilferuf geschrieben. „Wir brauchen Essen“ hat jemand in den Putz gekratzt. Das Gotteshaus in Srinagar im Norden Indiens stand fast eine Woche lang im Wasser. Braune Fluten hatten große Teile der Millionenstadt überschwemmt, teilweise bis zu vier Meter hoch. Hunderttausende Menschen flohen auf die Dächer und Balkone — oft ohne Trinkwasser, Essen, Babynahrung, Decken, Medikamente.
„Wir dachten, wir würden sterben“, sagte Riffat Abdullah in einem Interview Montag. Als das Wasser den zweiten Stock seines Hauses erreichte, sprang er in die Strömung. Er schwamm, bis er ein Boot erreichte. Zusammen mit anderen Freiwilligen habe er Hunderte Menschen ins Trockene gebracht, sagte er. „Dann saß ich vier Tage lang auf einem Hügel fest, und es gab nicht ein einziges Essenspaket.“ 5000 bis 6000 Menschen hätten dort gewartet. „Alle hofften, die Rettungskräfte würden wenigstens Wasser abwerfen.“
Mehr als 200 Tote werden in Indien im Bundesstaat Jammu und Kaschmir beklagt, im benachbarten Pakistan sind es sogar mehr als 300. Außerdem drohen Seuchen, da in den verbliebenen Tümpeln Tierkadaver schwimmen. Die Furcht vor Cholera geht um. Viele Menschen hätten verseuchtes Wasser getrunken. Zahlreiche Menschen klagen über Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Fieber. Die Armee brachte bislang 13 Tonnen an Chlor-Tabletten zum Reinigen von Wasser und 6 Aufbereitungsanlagen. 80 Ärzte-Teams sind in 4 Feldkrankenhäusern aktiv. dpa