Flutopfer in Pakistan: „Wir verhungern hier!“
In Pakistan flüchten die Menschen in provisorische Camps. Es fehlt am Nötigsten.
Charsadda. Pakistans einzige sechsspurige Autobahn ist eigentlich ein Symbol des Stolzes für die verarmte südasiatische Nation. Nun ist sie zu einem Sinnbild der Katastrophe geworden, die das Land heimgesucht hat. Opfer der Jahrhundertflut haben Zuflucht auf der Schnellstraße gesucht, die die überspülte Ebene um mehrere Meter überragt. Sie haben Teile der Autobahn zwischen der Hauptstadt Islamabad und Peshawar im Nordwesten des Landes in ein improvisiertes Flüchtlingscamp verwandelt.
Die Lage der Menschen ist verheerend. Besonders im Distrikt Charsadda, der zu den am schlimmsten betroffenen Bezirken gehört, drängen sich Zelte und provisorische Unterkünfte. Manche Flüchtlinge hausen nur unter einer Plastikplane. Die Menschen campieren auf dem Mittelstreifen der Schnellstraße und am Rand der Fahrbahnen.
Yar Mohammad gehört zu jenen, die hier Zuflucht gefunden haben. Der bärtige 30-Jährige hält sein zehn Monate altes Baby auf dem Arm. Es blickt verstört, auf der Brust des Jungen hat sich eine eitrige Wunde gebildet. Immerhin hat ein Arzt in den vergangenen Tagen einige der Flüchtlinge hier besucht und Medikamente verteilt. Yar Mohammad fühlt sich - wie so viele andere Opfer - von der Regierung im Stich gelassen. Zusammen mit acht Familienmitgliedern, darunter fünf Kindern, drängt er sich nachts in einem Zelt. "Unsere Regierung hat uns mit nichts versorgt", sagt Mohammad. Nicht einmal Toiletten gebe es, obwohl die Flüchtlinge schon mehr als eine Woche auf der Straße hausten. In der Luft hängt penetrant der Geruch von Fäkalien.
Auch Karim Ullah kritisiert den Mangel an Hilfe, er gehört ebenfalls zu den Flüchtlingen auf der Autobahn in Charsadda. "Wir brauchen mehr Zelte", sagt er. Außerdem gebe es nicht annähernd genug Nahrungsmittel für die hier Gestrandeten. "Wir bekommen meist nur eine Mahlzeit am Tag", beklagt der 40-Jährige. "Wir verhungern hier!"