Foodwatch kritisiert Missstände in der Legehennen-Haltung
Berlin (dpa) - Trotz des Verbots von Käfigbatterien werden viele Legehennen in Deutschland nach einem Foodwatch-Report nicht artgerecht gehalten. Die auf maximale Leistung gezüchteten Tiere seien anfällig für Krankheiten und oft verhaltensgestört.
„Federpicken und Kannibalismus sind weit verbreitet“, kritisiert die Verbraucherorganisation in ihrem in Berlin vorgestellten Bericht. Missstände gibt es demnach auch in Bio-Betrieben. Denn wie gesund die Hennen seien, hänge nicht unbedingt von der Haltungsform oder der Betriebsgröße ab.
Foodwatch prangert auch die Praxis des Schnabelkürzens an, die in der deutschen Legehennen-Haltung nicht die Ausnahme, sondern die Regel sei. Mit dem Eingriff soll verhindert werden, dass die Tiere sich durch aggressives Picken gegenseitig verletzen. In der Öko-Haltung komme diese Methode zwar nicht zur Anwendung - umso schlimmer seien dort die Probleme durch verhaltensgestörte Hennen.
Studien mehrerer Universitäten zeigen dem Report zufolge außerdem, dass etwa jede zweite Henne Brustbeinschäden habe. Weil die Legeleistung von anfangs 27 Eiern im Monat schnell nachlasse, würden die Hennen üblicherweise bereits nach einer Legeperiode geschlachtet. Sechs bis 18 Prozent der Tiere seien in so schlechter Verfassung, dass sie diesen Zeitpunkt schon gar nicht mehr erlebten.
Foodwatch fordert deshalb gesetzliche Vorgaben und Kontrollen im Betrieb. So müssten etwa Gefiederzustand, Kammfarbe, Parasitenbefall und Sterblichkeitsrate systematisch erfasst und alle Ergebnisse öffentlich gemacht werden. „Das schafft Transparenz vom Hersteller bis zum Handel und vergrößert den Anreiz für die Betriebe, sich an Vorgaben zu halten“, heißt es in dem Report. Wer dauerhaft dagegen verstößt, darf nach den Vorstellungen der Organisation seine Eier nicht vermarkten und verliert schlimmstenfalls die Lizenz.
Nach Angaben des Bundesagrarministeriums gab es Ende 2013 rund 38,4 Millionen Legehennen in Deutschland. Die meisten Stallkapazitäten gab es in der konventionellen Bodenhaltung (60 Prozent). In Öko-Betrieben waren 8,3 Prozent der Plätze.