Forscher: Weniger Asche in der Wolke als im Vorjahr
Piloten: Einiges gelernt aus erster Aschewolke
Jülich/Frankfurt (dpa). Die Vulkanasche in der Wolke aus Island ist nach aktuellen Messungen weniger konzentriert als nach dem Ausbruch vom vergangenen Jahr. Das teilte der Physiker Cornelius Schiller vom Forschungszentrum Jülich am Mittwoch mit.
„Man kann im Vergleich zu den Bildern, die wir im letzten Jahr gemacht haben, ablesen, dass die Konzentrationen nicht so hoch sind“, sagte Schiller nach Messungen mit dem Lasersystem LIDAR in Schleswig-Holstein. Wie viel schwächer die Wolke sei, könne er noch nicht sagen.
„Da müssen wir genauer in die Daten reingucken“, sagte Schiller. In Deutschland darf bei mehr als zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller halten einen störungsfreien Betrieb für möglich. In Deutschland kam es zu Behinderungen im Flugverkehr. Die Aschewolke sei relativ niedrig, sagte Schiller.
Die Forscher hätten sie zunächst in sechs Kilometer Höhe gesehen. „Heute Morgen war sie nur noch bei drei Kilometern“, sagte Schiller. Das sei ein meteorologisches Phänomen. Außerdem sänken die Teilchen aufgrund der Schwerkraft ab. „Das heißt, wir werden im Laufe der Zeit die Aschepartikel in niedrigeren Höhen vorfinden“, sagte der Physiker.
Die Jülicher Forscher messen die Wolke mit dem Lasersystem LIDAR. Das System schickt einen Laserstrahl in den Himmel und analysiert den Anteil des aus der Atmosphäre zurück gestreuten Lichts.
Die Pilotenvereinigung Cockpit ist grundsätzlich zufrieden mit den Lehren, die die Flugsicherung aus dem Aschechaos vor einem Jahr gezogen hat. „Wir sind schon der Meinung, dass einiges gelernt wurde in den vergangenen Monaten“, sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, am Mittwoch in Frankfurt der Nachrichtenagentur dpa.
„Es geht voran.“ Jedoch gebe es noch Schwachpunkte im Krisenmanagement. Im Frühjahr 2010 hatte die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull den europäischen Luftverkehr in ein Chaos gestürzt. In weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas waren tausende Flüge eingestellt worden. Cockpit hatte daraufhin einen höheren Grenzwert, bessere Messungen und ein europaweites Vorgehen gefordert.
Unter anderem sei nun ein höherer gestaffelter Grenzwert für die Aschekonzentration festgelegt worden. Nach dem Beschluss des Bundesverkehrsministeriums wird ein Flugverbot erteilt, wenn sich mehr als zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft angesammelt haben. Zuvor hatte der Wert bei Null gelegen.
Da der neue Wert zuletzt überschritten worden sei, sei es „nun vollkommen konsequent“ gewesen, auch deutsche Flughäfen für mehrere Stunden zu schließen, sagte VC-Sprecher Handwerg. Ein Grenzwert sei aber nur belastbar, wenn er mit Tests und Studien untermauert werde. „Das ist derzeit noch nicht der Fall“, kritisierte Handwerg. Es dürfe nicht nur grob geschätzt und dann folgenschwer entschieden werden.
„Die jetzt geltenden Werte wurden nicht im Test ermittelt.“ Es seien konservative Werte zugrunde gelegt und ein Sicherheitspuffer addiert worden. Die Werte könnten daher derzeit auch durchaus zu niedrig oder zu hoch liegen. Zudem müssten die Grenzwerte europaweit gültig sein. „Aber einige Länder sperren sich gegen ein verbindliches Verfahren.“