Frank Ocean: Neue Hip-Hop-Generation im Anmarsch
Berlin (dpa) - Mit seinem fulminanten Debütalbum löste der Rapper Frank Ocean einen wahren Hype aus. Elegant unterläuft der Amerikaner die Erwartungen der Hip-Hop-Gemeinde und sorgt mit Statements zu seiner sexuellen Orientierung für Kontroversen.
Frank Ocean ist derzeit in aller Munde: In den Feuilletons der Zeitungen wird der 24-jährige US-Rapper als Ausnahmetalent gefeiert. Sein hochgelobtes Debütalbum „Channel Orange“ kommt als Mischung aus R'n'B und Pop daher, gleichzeitig sind die Songs geprägt von Ernsthaftigkeit und bisweilen auch Trauer. Zudem verzichtet das Mitglied der Hip-Hop-Gruppe Odd Future auf die genreüblichen Macho-Attitüden.
Ocean lebte bis zum Ausbruch des Wirbelsturms Katrina in New Orleans und zog dann nach Kalifornien. Mit dem Bekenntnis zu seiner sexuellen Orientierung sorgte er jüngst für Gesprächsstoff, vor allem in der immer noch chauvinistisch geprägten Rap-Szene. Denn kurz vor der Veröffentlichung von „Channel Orange“ gestand Ocean in einem öffentlichen Brief, dass er sich mit neunzehn in einen Mann verliebt hat. Kollegen und Wegbegleiter wie Rapper Jay-Z würdigten den mutigen Schritt.
Beim Hören von „Channel Orange“ wird eines schnell klar: Songs wie „Bad Religion“, „Pink Matter“ oder „Forrest Gump“ erzählen von der Liebe in allen ihren Facetten. Die Rollenklischees des Hip-Hops lässt Ocean dabei weit hinter sich. Und er übt auch Sozialkritik: In „Super Rich Kids“ beschreibt er verwöhnte, reiche Jugendliche, die ihr Geld für Drogen und Alkohol rauswerfen.
Gefühlvoll melodisch klingt „Bad Religion“. Eine Orgel unterstreicht die sanfte Stimme. Dieses Stück stellt ein Highlight des Albums dar und beschreibt ein Gespräch zwischen einem Taxifahrer und dem Sänger, in welchem er seinem Seelenleben freien Lauf lässt und von den Dämonen erzählt, die ihn quälen. Fulminant auch der zehnminütige Track „Pyramid“, der von einer Stripperin namens Kleopatra erzählt, die in einem Club in Las Vegas arbeitet - Glanz und Elend der amerikanischen Unterhaltungsindustrie als großes R&B-Epos.
Streng genommen handelt es sich bei „Chanel Orange“, das Mitte Juli erschienen ist, gar nicht um Oceans erstes Album. Bereits 2011 veröffentlichte er „nostalgia, ULTRA“, das zunächst als Debütalbum vorgesehen war. Sein Label wollte es nicht veröffentlichen, woraufhin Ocean das Material kostenlos als Download zur Verfügung stellte. Diese Strategie ging auf, es folgte eine enorme, positive Resonanz.
Im Herbst kann man Frank Ocean auch live erleben: Zusammen mit Coldplay geht der Rapper auf Tour und gastiert am 4. September in Köln. Es folgen Konzerte in München (12. 09) Leipzig (14.09.) und Hannover (22.09.).