Frank Plasberg: Vorher hat er immer kalte Hände

Frank Plasberg talkt ab Mittwoch im Ersten, möchte die Beförderung aber keineswegs als Triumphzug sehen.

Herr Plasberg, hat die ARD Ihnen schon ein Paar Samthandschuhe rausgelegt?

Plasberg: Nee. Die ARD will mich so wie ich bin - das Original eben. Samthandschuhe wären aber sowieso unnötig. Ich habe nämlich keine Dornen an den Händen.

Wie ist Ihre Gefühlslage vor dem Aufstieg in die ARD? Stolz, Genugtuung, Erntedank?

Plasberg: Mein Stolz ist, "Hart aber fair" im dritten Programm zu bundesweiter Bedeutung gebracht zu haben - mit oft mehr als zwei Millionen Zuschauern und mit allen bundesweit bedeutenden Preisen für Fernsehjournalisten. Deshalb tue ich mich einfach schwer, so etwas wie einen "Aufstieg" in die ARD zu feiern. Das klingt, als würde man zur Geburt eines Kindes gratulieren nach dem Motto: Jetzt hast du es geschafft, jetzt fängt Fernsehen an. Aber dieses Kind hat längst Mittlere Reife.

Trotzdem ist es doch eine Art Beförderung.

Plasberg: Ich lerne, dass die blaue Eins noch eine magische Wirkung hat. Aber wäre mir die ARD als Selbstzweck wichtig gewesen, hätte ich nicht 15 Jahre "Aktuelle Stunde" in Düsseldorf gemacht. Im übrigen wollten wir nicht auf jeden Fall in die ARD, sondern ich hatte mir für "Hart aber fair" - unbescheiden wie ich bin - die Nachfolge von Sabine Christiansen am Sonntag gewünscht. Aber um diesen Sendeplatz gab es ein Gerangel, als Kompromiss haben wir den Mittwoch um 21.45Uhr bekommen. Das ist ein Kampfsendeplatz - der Termin ist für die Zuschauer ungewohnt, und bis Weihnachten haben wir abgesehen von zwei Terminen immer attraktive Fußballübertragungen gegen uns. Das ist wirklich hart.

Sie saßen am vorletzten Samstag in Frank Elstners SWR-Talk, am Dienstag bei Kerner, am Mittwoch bei Raab, am Donnerstag bei Pilawa und am Freitag bei Bettina Böttinger - haben Sie mit diesem Hype gerechnet?

Plasberg: Dass es ein gewisses Interesse der Medien geben würde, war mir klar - und das bediene ich, im Übrigen auch im Hinblick auf mein Buch ("Der Inlandskorrespondent", Kiepenheuer & Witsch, 17,90 Euro; Anm. d. Red.). Das wirkt jetzt wie eine geniale PR-Strategie. Angefangen damit haben wir aber im Juni 2006, als die ARD beschlossen hat, Jauch solle Nachfolger von Christiansen werden. Da haben wir gesagt: "Okay, bleiben wir im Dritten, ist doch schön. Aber wir schreiben jetzt mal über das Rezept unserer Sendung." Dieses Buch sollte im September 2007 zu Jauchs Sendestart auf den Markt kommen. Jetzt ist die Situation aber eine völlig andere. Wer da tolle Medienplanung unterstellt, dem kann ich nur sagen: "Das täuscht, alles Zufall."

Trotz dieser TV-Tournee wirken sie ganz geerdet. Wie kommt das?

Plasberg: Ich bin 50 und gucke mir das mit einer gewissen Distanz an. Dazu kommt der Stolz und die Sicherheit, dass das Format seit sechs Jahren wunderbar funktioniert. Sollte das auf diesem Sendeplatz in der ARD nicht klappen, wird mich das nicht von den Beinen reißen.

Neigen Sie zu Lampenfieber?

Plasberg: Ich neige zu kalten Händen, wie Frank Elstner übrigens auch. Das gibt sich manchmal nach zwei Minuten, kann aber auch den ganzen Abend anhalten, wenn es schlecht läuft. Wenn ich kein Lampenfieber habe, wird die Sendung auch nicht gut. Dann laufe ich unter Temperatur und bin schlapp.

Und wann atmen Sie durch?

FrankPlasberg Er wurde am 18. Mai 1957 in Remscheid geboren und wuchs in Wermelskirchen auf. Heute wohnt er mit seiner Frau, der WDR-Moderatorin Angela Maas, und den beiden Kindern in Köln.

HartaberFair Plasbergs Polit-Talk lief sechs Jahre im WDR und wird morgen um 21.45 Uhr erstmals in der ARD ausgestrahlt. Die Sendung ist nicht mehr 90, sondern 75 Minuten lang, substanziell ändern soll sich aber nichts.