Freilassung von Marco: „Brauche viel Ruhe“

Im Interview erzählt der 17-Jährige, dass er seine Verhaftung für eine Verwechslung hielt. Nach eigener Aussage hat er im Gefängnis viel gelernt.

<strong>Nürnberg/Uelzen. Der nach acht Monaten aus türkischer Untersuchungshaft entlassene Marco Weiss war bei seiner Rückkehr nach Deutschland "überglücklich". Bereits am frühen Samstagmorgen landete der 17-Jährige an Bord einer Privatmaschine in Nürnberg. Er verließ den Flughafen mit unbekanntem Ziel, um sich von den Strapazen der Haft zu erholen, bevor er in seine Heimatstadt Uelzen zurückkehrt. In einem RTL-Interview an Bord der Maschine sagte Marco: "Mir geht es soweit ganz gut. Ich freue mich, dass ich nach Hause kann, zu meiner Familie, zu meinen Freunden." Auch der Zeitpunkt der Entlassung sei für ihn besonders wichtig gewesen. "Ich bin überglücklich, dass ich mit meiner Familie wieder zusammen bin, mit meiner Mutter und meinem Vater, und dass ich mit meiner Familie Weihnachten feiern kann und ins neue Jahr gut komme", so Marco weiter.

Die Zeit im Gefängnis verging sehr langsam

Exklusiv in RTL erzählte Marco am Sonntag Abend im Fernsehen über seine Haft. "Es war eine sehr schwere Zeit, und ich brauche jetzt erst einmal sehr viel Ruhe", fasste er die 247 Tage im Gefängnis zusammen. "Ich bin, glaube ich, immer noch genauso wie vorher, aber habe sehr viele Sachen neu hinzu gelernt." Vor seiner Verhaftung sei er "ein ganz normaler deutscher Junge" gewesen. "Ich war mit der Schule noch nicht fertig, wollte den Abschluss machen, dann bin ich in die Türkei in den Urlaub gekommen. Das sollte noch einmal ein Entspannungsurlaub werden." Als er von den Vorwürfen gehört habe, sei er zunächst von einer Verwechslung ausgegangen. Und habe auf der Fahrt ins Gefängnis gedacht, dass er bald nach Hause fliegen könne. "Wir dachten, dass es irgendwann in der Nacht oder am nächsten Tag geht. Aber das hat sich ja ein bisschen länger verschoben." Der Schüler dankte für den Beistand während seiner Haft. "Die Kraft kam von den Leuten, die an mich gedacht haben, die Briefe und Faxe geschickt haben und von meiner Familie, die mich besucht hat." Nach über acht Monaten in türkischer Untersuchungshaft war er am Freitag ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Nach Angaben seiner Anwälte möchte er sich "eine Woche ins Bett legen" und sich von seiner Mutter verwöhnen lassen. Die Anwälte dankten im Namen seiner Familie allen, die in den vergangenen Monaten "Solidarität und Unterstützung" gezeigt hätten. "Es ist doch ein gutes Gefühl, dass das Gericht sich letztlich an dem Gesetz orientiert und hier Recht gesprochen hat." Da seine Anwälte einen Presserummel befürchten, soll er zunächst von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden. Wann er in seinen Heimatort Uelzen zurückkehren wollte, war noch offen.

RTL hat sich die Rechte an Marcos Geschichte gesichert

Der geheime Aufenthaltsort von Marco könnte allerdings noch einen anderen Grund haben. Nach Informationen der "Bild am Sonntag" hat der Fernsehsender RTL Marco exklusiv unter Vertrag genommen und ihn samt Familie an einen geheimen Ort in der Nähe von Nürnberg gebracht. Dort soll er sich ausruhen - und dem Sender für Filmaufnahmen und Interviews zur Verfügung stehen. Gestern Abend war wohl nur der Anfang einer langen Berichterstattung.

MARCO IM WORTLAUT

Im Gefängnis: "Man kann sich ja ein bisschen die Zeit vertreiben mit Sport, mit Fernsehen, aber die Zeit läuft dort im Gefängnis einfach langsamer. Das wurde dann irgendwann wieder normaler, und man konnte sich dann immer besser die Zeit vertreiben."

Zukunftspläne vor der Haft: "Das sollte noch einmal ein Entspannungsurlaub werden, bevor das große Lernen anfängt und der Abschluss in der Tasche ist. Danach wollte ich auf die Fachoberschule gehen und wollte später dann auch in einen Technikberuf gehen, vielleicht irgend etwas in Richtung Energietechnik".