„Friederisiko“: Potsdam gedenkt Preußenkönig

Potsdam (dpa) - Es gibt viele Entdeckungen, aber noch manche Rätsel um ihn - und auch zu seinem 300. Geburtstag wird Preußenkönig Friedrich II. (1712-1787) ein paar Geheimnisse für sich behalten.

In der zentralen Schau „Friederisiko“ im Neues Palais in Potsdam-Sanssouci sollen Facetten der Persönlichkeit des Monarchen präsentiert werden. Gezeigt werden Kostbarkeiten, zusammengetragen aus den Museen in ganz Europa.

Zunächst aber muss die Frage nach dem Namen der Schau geklärt werden. Für Hartmut Dorgerloh, Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, verweist das Kunstwort auf Friedrich und dessen Hang zum Risiko. Erst dadurch gelang es ihm, als Friedrich der Große in die Geschichtsbücher einzugehen. Immerhin rückte unter seiner Herrschaft Preußen vom Rand in die Mitte Europas vor.

Das Neue Palais war des Königs Lieblingsschloss: fast jeder Raum trug seine Handschrift. Zu Unrecht zieht es Touristen heute vor allem ins Schloss Sanssouci. Das Neue Palais ist mit rund 920 Räumen, einst reich ausgestattet mit wertvollstem Inventar und Kunstwerken, um Vielfaches attraktiver. Jedoch im 18. Jahrhundert schnell gebaut, verlangt es heute umfangreiche Sanierungen.

Durch 72 herrlich hergerichtete Räume wird nun der Besucher über eine Art Brücke geführt, die die kostbaren Fußböden schützen soll. Filzpantoffel werden nicht mehr benötigt. Hautnahe Begegnungen - mit nur einem knappen Sicherheitsabstand - sind mit den kostbaren und einmaligen Exponaten möglich: Etwa ein Blick auf Friedrichs hinter Glas geschützte Bibliothek oder fast unter die Bettdecke im Unteren Fürstenquartier.

Die Räume sind aufwendig restauriert worden, vieles wurde ersetzt, manches komplett erneuert. Rund 500 Exponate werden gezeigt, kostbare Seidenbespannungen an den Wänden, filigrane Porzellanvasen aus Meißen mit hunderten Schneeballblüten und große Gemälde mit barbusigen Frauen. Dazu kommen Leuchter, Bronzen oder andere Preziosen. Friedrich, der in anderen Dingen eher knausrig war und jeden Taler zählte, ließ es bei der Ausstattung seines Palastes richtig krachen. Nur das Beste und Teuerste war ihm gut genug.

Der Besucher kommt ins Staunen, wie der Monarch lebte, der eigentlich nie König werden wollte. In zwölf Kapiteln erfährt er einiges über den Mann, der Zeit seines Lebens besser die französische als die deutsche Sprache beherrschte und als Dichter und Philosoph mit den Großen seiner Zeit den Gedankenaustausch pflegte. Aber auch über den Feldherren, der mehrere Kriege führte, wird informiert.

Texte aus des Königs Feder erläutern die Exponate - auch das, was nicht zu sehen ist. Zum Beispiel fehlen Porträts des Hausherren, der Zeit seines Lebens darauf keinen Wert legte. Eine Erklärung gibt es auch zur berühmen Skulptur des Bildhauers Pigalle von dem Philosophen Voltaire als altem nackten Mann. Nach einem Zerwürfnis verließ der Franzose für immer Potsdam. Der König wollte sich nicht entschuldigen - steuerte aber Geld für die Bezahlung der Plastik bei, um den einstigen Freund zu ehren.

„Friederisiko“ stellt den Menschen Friedrich in den Mittelpunkt und macht vor kaum einem Thema halt. Was aß er, wo schlief er, wie lief der Tag ab, wie verbrachte er die Freizeit und wen mochte oder hasste er? Die Gedankenwelt und Widersprüchlichkeit des Königs ist Thema, der am Ende seines Lebens im Volksmund nur noch der „Alte Fritz“ war.

Unspektakulär und fast ein wenig bedrückend das Kleine Lesekabinett. Einer der mächtigsten Männer Europas fühlte sich am wohlsten in einem gerade mal zwölf Quadratmeter großen und randvoll mit Sesseln und Schreibtisch vollgestopften Kämmerchen. Ungehindert hatten die Hunde über ein Schiebefenster Zugang. Hier war der König einfach nur Friedrich.