Unwetterrisiko bleibt Frühlingsgewitter toben über Deutschland

Bitburg/Heilbronn (dpa) - Erst brütende Hitze, dann krachende Blitze: Heftige Gewitter mit reichlich Regen sind am Wochenende über weite Teile Deutschlands gezogen und haben Straßen und Keller unter Wasser gesetzt.

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Besonders schlimm traf es in der Nacht zum Sonntag Heilbronn in Baden-Württemberg, die Eifel in Rheinland-Pfalz und das Vogtland in Sachsen. Feuerwehren waren pausenlos im Einsatz. Mehrere Musikveranstaltungen mussten abgebrochen werden. In Deutschland wurde am Freitag ein Mann vom Blitz erschlagen, auch in Ungarn und Tschechien gab es Tote.

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Mehr als 900 Feuerwehrkräfte waren allein rund um Bitburg in der Eifel im Einsatz. Dort riefen die Behörden nach heftigen Regenfällen am Samstagabend zeitweise Katastrophenalarm aus. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fielen innerhalb weniger Stunden durchschnittlich bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter, örtlich sogar noch mehr. Mehr als 100 Keller standen unter Wasser. Durch Dudeldorf wälzte sich eine Flutwelle. Im Ort wurde ein Auto gegen eine Hauswand gedrückt, andere Fahrzeuge liefen voll Wasser.

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In Heilbronn verwandelten sich Straßen kurzzeitig in Bäche. Im Kreis Heilbronn zählte die Polizei 450 Einsätze. Das Wasser überflutete Keller und Tiefgaragen. Auch in die Hauptfeuerwache in Heilbronn lief Wasser. Bei einem Open-Air-Konzert konnte die Sängerin Sarah Connor nicht auftreten. „Das Konzert wurde witterungsbedingt noch vor Beginn abgesagt“, sagte ein Sprecher der Polizei. Rund 3500 Fans waren erwartet worden.

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In Regensburg räumten 3000 Besucher nach Angaben der Polizei besonnen ein Festival-Gelände. Auch im oberfränkischen Marktleuthen brachen die Veranstalter ein Open Air ab. Etwa 600 Menschen mussten das Gelände verlassen.

Glück hatte ein 19 Jahre alter Autofahrer in Bernhardswald bei Regensburg: Ein umstürzender Baum fiel auf die Windschutzscheibe und das Dach auf der Beifahrerseite seines Wagens. Der Mann war der Polizei zufolge im letzten Moment auf die Fahrspur der Gegenrichtung ausgewichen und kam deshalb mit einem leichten Schock davon.

Leichte Verletzungen erlitten zwei Autoinsassen in der Region Döbeln in Sachsen, als ihr Wagen gegen einen umgestürzten Baum prallte. In der Region stürzten bei dem Unwetter mehrere Bäume um, Straßen wurden überflutet. Auch im Vogtland und in der Oberlausitz fiel viel Regen.

Ein ähnliches Bild bot sich in Nordrhein-Westfalen. Stark betroffen waren nach Angaben der Einsatzkräfte Rheinland, Ruhrgebiet, der Kreis Mettmann und der Rhein-Sieg-Kreis. 15 Flugzeuge, die in der Nacht zum Sonntag am Flughafen Köln/Bonn landen sollten, wurden umgeleitet.

In der Innenstadt von Düsseldorf hatten 350 Einsatzkräfte bis in die Morgenstunden mit vollgelaufenen Kellern, Unterführungen und Tiefgaragen zu kämpfen. In einem Möbelhaus sammelte sich so viel Wasser, dass erheblicher Sachschaden entstand. Auf dem Gelände des Uniklinikums stieg das Wasser im Raum einer Trafostation bedrohlich an. Im rheinischen Leichlingen musste ein Altenheim teilweise geräumt werden.

In Thüringen flutete ein Unwetter die Innenstadt von Meiningen. Auch Bäume knickten um. Die Feuerwehr rückte wegen zahlreicher vollgelaufener Keller aus.

Am Freitag wurde bei Hameln ein Mann auf dem Weser-Radweg vom Blitz erschlagen. Eine Radfahrerin hatte am Freitagnachmittag eine bewusstlose Person mit Kopfverletzung gemeldet, wie die Polizei mitteilte. Der alarmierte Notarzt stellte den Tod des Mannes aus Italien fest. Der Körper wies Brandverletzungen auf. Ermittlungen ergaben, dass am Auffindeort kurz zuvor ein Blitz niedergegangen war.

Auch außerhalb Deutschlands starben bei Unwettern mehrere Menschen. In der südungarischen Stadt Dombovar kamen am späten Freitagabend vier Menschen ums Leben, als ein 40 Meter hoher, durch Sturmböen entwurzelter Baum auf ihren Pkw stürzte. Wie die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den Katastrophenschutz meldete, überlebte nur ein Insasse des Fahrzeugs die Tragödie.

In Prag wurde eine junge Frau am Samstagabend tot aus der Moldau geborgen, wie die Agentur CTK unter Berufung auf die Polizei berichtete. Sie wurde demnach beim Geocaching - einer Art Schatzsuche mit Satellitennavigationsgeräten - in der Kanalisation von einer Flutwelle überrascht. Ein weiterer Teilnehmer des Spiels wurde noch vermisst.

Im lothringischen Saint-Avold musste eine Klinik geräumt werden, nachdem das Erdgeschoss überflutet wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Behörden berichtete. 20 Tagespatienten kehrten nach Hause zurück, 8 Patienten wurden am Samstag in andere Krankenhäuser verlegt, ebenso wie 11 Mütter mit ihren Babys.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind die Saunatemperaturen erst einmal mal vorbei, das Unwetterrisiko bleibt aber. Vor allem im Süden Deutschlands ist demnach in den kommenden Tagen weiterhin mit heftigen Gewittern zu rechnen. Dazu kommt Dauerregen. „Die feuchte Luft wird quasi ausgewrungen“, hieß es. Südlich der Donau drohe Überschwemmungsgefahr. Im Norden bleibt es dagegen trocken, weil die feuchte Luft nach Süden abwandert.