Gary Moore tot: Pendler zwischen Blues und Hardrock
Madrid/London (dpa) - Der Blues trägt Trauer. Mit dem Tod von Gary Moore hat die Musikrichtung einen ihrer bedeutendsten Gitarristen der Gegenwart verloren. Dabei war der Gitarrenvirtuose, der im Alter von 58 Jahren in einem Hotelzimmer an der Costa del Sol gestorben ist, kein reiner Blues-Musiker.
Das Ex-Mitglied der irischen Rockgruppe Thin Lizzy war ein unermüdlicher Pendler zwischen verschiedenen Stilrichtungen. Moore machte sich als Solo-Gitarrist und Sänger auch im Hardrock und Heavy Metal einen Namen.
Ein Konzert der Rocklegende Jimi Hendrix, das Moore im Alter von 15 Jahren in Dublin miterlebte, hinterließ bei dem gebürtigen Nordiren einen solchen Eindruck, dass er fortan seinem Idol nacheiferte. Schon als 16-Jähriger verdiente Moore zusammen mit dem späteren Thin-Lizzy-Sänger Phil Lynott sein erstes Geld als Rockmusiker. „Ohne die Musik wäre ich wahrscheinlich im Knast gelandet“, sagte er einmal. Moore versuchte sich mit eigenen Bands, aber zunächst ohne großen Erfolg.
Seine große Stunde schlug, als Lynott ihn 1974 als Nachfolger für den ausgeschiedenen Gitarristen Eric Bell zu Thin Lizzy holte. Die Zusammenarbeit endete zwar zunächst nach fünf Monaten, doch Moore kehrte drei Jahre später zu der Band zurück. In der Zwischenzeit gründete er mit dem Schlagzeuger Jon Hiseman die Gruppe Colosseum II, mit der er einen Abstecher zum Jazzrock unternahm. Die Band konnte jedoch nicht an die Erfolge ihres legendären Vorgängers Colosseum mit dem Sänger Chris Farlowe anknüpfen und löste sich 1978 auf.
In den 80er und 90er Jahren machte Moore sich als Hardrocker einen Namen. Dennoch kehrte er immer wieder zu seinen musikalischen Wurzeln des Blues zurück. „Ich habe mich nie um Moden gekümmert, ich wollte immer nur Musik spielen“, sagte er. Neben Musikern wie John Mayall, Eric Clapton oder Peter Green galt Moore als einer der bedeutendsten Vertreter der Schule britischer Blues-Gitarristen.
Bei seinem Album „Still Got the Blues“ (1990) arbeitete er mit den Blues-Größen Albert King und Albert Collins sowie dem Ex-Beatle George Harrison zusammen. 1994 beteilige er sich an dem Versuch, die Supergruppe Cream unter dem Namen BBM wiederzubeleben. Moore übernahm - neben dem Ex-Cream-Bassisten Jack Bruce und dem Schlagzeuger Ginger Baker - den Part von Clapton.
Als Solist und Mitglied verschiedener Bands veröffentlichte er mehr als 30 Alben. Sein Welthit „Still Got the Blues“ brachte ihm allerdings Ärger mit der Justiz ein. Der deutsche Musiker Jürgen Winter legte dem Star zur Last, bei seinem Song „Nordrach“ abgekupfert zu haben. Moore wies den Vorwurf zurück und betonte, das Lied des Deutschen nicht gekannt zu haben.