Geiselnahme in Görlitzer Gefängnis unblutig beendet

Er hatte früher schon im Gefängnis eine Geisel genommen. Jetzt schlug der soeben aus Bayern verlegte Häftling im sächsischen Görlitz zu, um seine Abschiebung nach Polen zu verhindern. Nach sieben Stunden beendete die Polizei die Geiselnahme unblutig.

Görlitz (dpa) - Nach sieben Stunden hat die Polizei im GörlitzerGefängnis eine Geiselnahme unblutig beendet. Ein verurteilterGewalttäter hatte am Mittwochmittag einen Mithäftling in seine Gewaltgebracht. Der Geisel gehe es den Umständen entsprechend gut, sagtePolizeisprecher Uwe Horbaschk.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizeigriff gegen 19.45 Uhr zu. Beide Männer blieben unverletzt, hieß es.Laut Horbaschk wollte der 33 Jahre alte Geiselnehmer - ein wegenTotschlags verurteilter Straftäter - die Abschiebung in seinHeimatland Polen verhindern. Zudem habe er Kontakt zu einerRechtsanwältin gefordert.

Der Mann hatte gegen 13.00 Uhr einenMithäftling - einen Landsmann - in seine Gewalt gebracht und ihn miteinem spitzen Gegenstand bedroht. "Ein Nagel oder eine Schraube, wasgenau, werden die Ermittlungen ergeben", sagte Horbaschk.Der Geiselnehmer - "ein schwerer Junge" - wie auch sein Opferwaren nach Angaben von Anstaltsleiter Frank Hiekel erst kurz zuvoraus Bayern nach Görlitz verlegt worden.

Der Geiselnehmer saß zuletztin Nürnberg, sein Opfer in Stadelheim im Gefängnis. Sie hätten sichwährend des mehrtägigen Transports "ganz sicher kennengelernt", sagteHiekel der Nachrichtenagentur dpa.Ob der Vorfall in Görlitz möglicherweise eine abgesprochene Geiselnahme war, müssten die Ermittlungen erhellen. Hiekel zeigte sich verwundert, dass der 33-Jährige nicht separat nach Görlitz gebracht wurde.

Die Gründe dafür seien ihm nicht bekannt. Es habe auch keine übliche Vorinformation aus Bayern gegeben. Bei der Ankunft sei der 33-Jährige "ausgetickt". Er hatte den Angaben zufolge "mindestens schon einmal" in einem anderen Gefängnis eine Geisel genommen. Wo, konnte Hiekel wegen der fehlenden Informationen aus Bayern nicht sagen.

Der Geiselnehmer sei in Deutschland wegen Totschlags verurteilt worden, sagte Hiekel. "Er ist ein problematischer Gefangener, der bundesweit mehrfach verlegt wurde." Er habe in verschiedenen Gefängnissen mehrere Straftaten begangen, für die er auch verurteilt wurde, "unter anderem eine Geiselnahme".Mit seinem jetzigen Opfer sei er nur kurze Zeit zusammen in dem Gefängnis gewesen, aus dem sie verlegt wurden.

Die beiden Männer waren während der Geiselnahme allein in einem Zellentrakt. Der Täter habe keine Möglichkeit gehabt, andere Insassen in Gefahr zu bringen. Die anderen Gefangenen mussten in ihren Zellen bleiben. In der JVA Görlitz sitzen nach Angaben von Hiekel aktuell 186Gefangene.

Etwa die Hälfte sei zu Haftstrafen bis zu zwei Jahrenverurteilt. Zudem sind dort Untersuchungsgefangene undAbschiebehäftlinge untergebracht. Görlitz liegt in Ostsachsen, an derGrenze zu Polen. Geiselnahmen gab es in sächsischen Gefängnissenunter anderem 2005 in Dresden und im Jahr 2000 in Bautzen.