Gemälde aus der Kleinen Eiszeit

Parallel zur Weltklimakonferenz in Bonn zeigt die Bundeskunsthalle eine Ausstellung rund um das Thema Wetter und Klima.

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Bonn. An vielen Orten in Deutschland stehen Bäume, die 200 Jahre oder älter sind. Sie haben die Klimageschichte zweier Jahrhunderte gespeichert. Zum Beispiel das Jahr ohne Sommer, 1816. Ein Vulkan im heutigen Indonesien hatte so viel Staub und Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass sich der Himmel für Monate verdunkelte und das Weltklima über Jahre hinweg abkühlte. Missernten und Hungersnöte waren die Folge. Die Bäume zeugen mit besonders engen Abständen der Jahresringe von dieser Katastrophe.

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Zahllose Aspekte aus der Kulturgeschichte des Klimas werden jetzt in einer großen Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn entfaltet. Die Schau mit dem lakonischen Titel „Wetterbericht“ läuft von heute bis zum 4. März — und damit parallel zur gleich nebenan stattfindenden Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in der ersten Novemberhälfte.

Klimawandel gab es zuletzt in umgekehrter Richtung: Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert war Europa fest im Griff der Kleinen Eiszeit — es war im Durchschnitt zwei Grad kälter als heute. Die vielen Winterbilder holländischer und flämischer Meister zeugen davon. Damals erstarrte der Rhein regelmäßig zu Eis, so dass die Kölner darauf Volksfeste feierten. Selbst die Bucht von Marseille im Mittelmeer fror hin und wieder zu. Die Abkühlung gilt heute als eine der Hauptursachen der Hexenverfolgung, denn der bedrohliche Klimawandel wurde mit dem Schadenszauber der „Hexen“ erklärt.

In der Bundeskunsthalle nimmt ARD-Wettermann Karsten Schwanke den Besucher virtuell an der Hand und geleitet ihn durch zwölf Säle, die jeweils einen anderen Wetteraspekt beschreiben, zum Beispiel Sonne, Wolken, Regen und Sturm. Dabei trifft man auch auf den Erfinder der Wettervorhersage, den Engländer Robert FitzRoy (1805-1865). Er war Kapitän des Forschungsschiffs „Beagle“, mit dem Charles Darwin um die Welt fuhr. Anschließend erhielt er die Aufgabe, möglichst früh vor heraufziehenden Stürmen zu warnen. Zu diesem Zweck entwickelte er ein Sturmbarometer. Am 1. August 1861 veröffentlichte FitzRoy in der „Times“ die erste Wettervorhersage der Welt. Auch der Ausdruck selbst — „forecasting the weather“ — geht auf ihn zurück.

Da seine Stationen nur Daten aus Großbritannien auswerteten, das Wetter auf der Insel aber maßgeblich von atlantischen Tiefausläufern bestimmt wurde, waren seine Vorhersagen meist falsch. FitzRoy wurde mit Hohn und Spott überschüttet, was ihm sehr zu schaffen machte — 1865 nahm er sich das Leben. Seitdem wissen alle, die in seine Fußstapfen treten, dass ihnen nicht nur Stürme drohen, sondern auch Shitstorms.

Die Bonner Ausstellung besticht vor allem durch die Verschränkung von Naturwissenschaft, Kultur- und Kunstgeschichte. So vereint sie zum Thema „Wolken“ Gemälde der Landschaftsmaler Salomon van Ruysdael, John Constable und Otto Modersohn mit der ersten Klassifikation unterschiedlicher Wolkenformen durch Luke Howard (1772-1864). Goethe war von der Einteilung in Cumulus, Stratus und Cirrus so angetan, dass er dem englischen Apotheker ein Gedicht widmete: „Er aber, Howard, gibt mit reinem Sinn/Uns neuer Lehre herrlichsten Gewinn: Was sich nicht halten, nicht erreichen lässt/Er fasst es an, er hält zuerst es fest.“