George Clooney für den Oscar nominiert: „Es war fast, als hätte ich Kinder“
Der Schauspieler und Regisseur George Clooney spricht über seinen aktuellen Film und seine Beziehung zum Oscar.
Los Angeles. Er ist der König der charmanten Lässigkeit, ambitionierter Regisseur und glänzender Darsteller komplexer Figuren. Das beweist George Clooney (50) jetzt wieder mit seiner Rolle als gebeutelter Vater in „The Descendants“. Alexander Paynes Regiearbeit wurde für Oscars in den Kategorien bester Film und beste Regie nominiert. Clooney geht als bester Hauptdarsteller ins Rennen.
Herr Clooney, wie gefiel es Ihnen, einen Vater zu spielen, obwohl Sie doch selbst gar keine Kinder haben?
George Clooney: Ich glaube ja, dass man sich nicht Heroin spritzen muss, wenn man einen Drogensüchtigen spielt. Man muss nicht immer etwas aus dem eigenen Leben kennen, um es zu spielen. Mit diesen zwei Mädchen an meiner Seite war es fast so, als hätte ich Kinder — nur konnte ich sie abends immer wieder abgeben.
Wie kamen Sie denn mit den beiden Kindern klar?
Clooney: Vor dem Dreh hatten wir zwei Wochen Zeit, um uns kennenzulernen und ganz locker etwas Zeit miteinander zu verbringen. Shailene Woodley, die Größere, ist nicht nur ein ganz außergewöhnliches Mädchen, sondern auch eine richtig gute Schauspielerin. Sie machte es mir sehr leicht, weil sie sich Amara gegenüber wirklich wie eine Schwester verhielt.
Was zog Sie an diesem Projekt am meisten an?
Clooney: Alexander Payne — mit ihm wollte ich schon lang mal arbeiten. Wir hatten uns schon 2003, als es um „Sideways“ ging, zu einem irrsinnig langen und netten Mittagessen getroffen. Vor zwei Jahren bekam ich einen Anruf, dass Alexander mich sehen wollte. Wir trafen uns und er sagte: „Ich schicke Dir übrigens mal ein Drehbuch zu — lass’ mich wissen, ob Du es magst.“ Ich habe sofort ja gesagt, ohne das Skript zu lesen.
Dann gab es also blindes, bedingungsloses Einverständnis zwischen Ihnen beiden?
Clooney: Nicht ganz. Ich hatte gerade „The American“ gedreht und war körperlich in Bestform. Alexander meinte, so könnte ich aber ein halbes Jahr später zum Dreh nicht aussehen. „Nichts einfacher als das“, beruhigte ich ihn. Ich musste nur ein paar Kilo zunehmen und die Haare wachsen lassen.
War Hawaii als Drehort kein Argument?
Clooney: Das war die schlechte Nachricht daran. Du drehst zwar mit Alexander Payne — aber leider, leider auf Hawaii. Ich hatte ja quasi blind zugesagt, aber dann bekam ich schon Zweifel: Was ist, wenn ausgerechnet dieses Drehbuch Alexander Paynes erstes mieses ist? Aber ich hatte Glück. Es war ausgezeichnet — das Beste, was ich seit langem gelesen habe.
Sie haben einen Nebenrollen-Oscar für „Syriana“ gewonnen. Wäre es nun auch an der Zeit für einen Regie-Oscar gewesen?
Clooney: Es ist so: Einmal habe ich den Oscar nun gewonnen. Wenn ich mal sterbe, kann man also „der Oscargewinner“ sagen. Es ist nett, wenn so was auf dem Grabstein steht. Aber noch lieber ist es mir, wenn die Leute meine Filme mögen. Gute Kritiken finde ich schöner als schlechte. Dennoch habe ich nicht diesen überwältigenden Wunsch, nun Statuen zu sammeln.
Gefällt es Ihnen, zwischen Schauspiel und Regie abzuwechseln?
Clooney: In den vergangenen zehn Jahren hat die Regie meine Karriere gelenkt. Nur kostet Regie führen auch immer verdammt viel Zeit. Daher verdiene ich mir mit der Schauspielerei das tägliche Brot, und die Regie ist das, wonach ich wirklich aus bin.