4,34 Millionen hören Udo Reiters Abschiedsbrief
Berlin (dpa) - Der Moderator Günther Jauch (58) hat mit dem Verlesen des Abschiedsbriefes von Ex-MDR-Intendant Udo Reiter eine heftige Debatte im Fernsehpublikum ausgelöst.
4,34 Millionen Menschen sahen am Sonntagabend von 21.45 Uhr an die Ausgabe der ARD-Talkshow „Günther Jauch“ zum Thema selbstbestimmter Tod und Sterbehilfe. In den Stunden nach der Sendung gingen auf der Facebook-Seite des Senders zahlreiche Kommentare ein.
Udo Reiter hatte sich am 9. Oktober mit 70 Jahren selbst getötet. „Nach fast 50 Jahren im Rollstuhl haben meine körperlichen Kräfte in den letzten Monaten so rapide abgenommen, dass ich demnächst mit dem völligen Verlust meiner bisherigen Selbstständigkeit rechnen muss“, heißt es im Abschiedsbrief. Zudem habe er ein Nachlassen geistiger Fähigkeiten beobachtet und befürchtet, ihm drohe eine Demenz. Er habe mehrfach erklärt, dass er nicht als ein von anderen abhängiger Pflegefall enden möchte, schreibt Reiter in der Erklärung. „Aus diesem Grund werde ich meinem Leben selbst ein Ende setzen.“
Reiters guter Freund Thomas Gottschalk (64), der sonst für schrille Mode bekannt ist, war im schlichten schwarzen Nadelstreifenanzug erschienen. „Man musste damit rechnen, dass er es wahr machen würde“, sagte der Entertainer. „Man wusste nur nicht wann. Und ich bin natürlich entsetzt, dass er es so früh getan hat.“
Nach der Verlesung des Briefes wirkte Gottschalk sehr berührt. Er hatte Reiter erst vor kurzem noch getroffen. „Ich sehe ihn vor mir. Dieses letzte Glas Rotwein, von dem ich nicht wusste, dass es das letzte ist, das hat ihm ja geschmeckt. Er hatte Lebensfreude. Und für mich ist dieser Begriff der "Lebenssattheit", den er mehrfach erwähnte, ein ganz furchtbares Wort; weil ich glaube, dass ein Mensch der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, wenn auch nicht der körperlichen, insgesamt Spaß am Leben haben kann, wenn er nachdenkt.“
Auf der Facebook-Seite der ARD entwickelte sich eine heftige Debatte. „Herr Reiter hat absolut egoistisch gehandelt“, meinte ein Nutzer. Eine Userin betonte dagegen: „Jeder sollte, jederzeit, über sein Leben und auch über seinen Tod entscheiden.“