ZDFneo Achtung, Satire! - Jan Böhmermann zeigt "Wetten, das"- Parodie

Jan Böhmermann zeigte auf ZDFneo eine „Wetten, dass“-Parodie. Niemals sollte es mehr sein als Mittel zum Zweck.

Böhmermann moderierte eine Parodie auf die vor zwei Jahren eingestellte ZDF-Show „Wetten, dass..?“.

Foto: ZDF

Mainz. Es war schon weniger los im Leben von Jan Böhmermann, aber das hat ja auch Konzept. 1:1-Gefechte mit türkischen Staatspräsidenten oder sich einfach mal am alten ZDF-Schlachtross „Wetten, dass...“ abzuarbeiten, das poliert die Marke Böhmermann ganz wie von selbst — sei die Quote bei „ZDF Neo“ auch noch so klein. Es ist schon ein Phänomen: Jeder weiß, was Böhmermann macht, aber kaum jemand schaut wirklich hin. Die TV-Quoten im Spartensender ZDF neo sind zu vernachlässigen .

So funktioniert auch diese Idee, „Wetten, dass....?“ neu aufzulegen. Was Böhmermann nie vor hatte, aber trotzdem viele Menschen geglaubt haben: Ein Testlauf — und später tatsächlich die Wiederauferstehung der vermeintlich großen Samstagabend-Unterhaltung im ZDF-Hauptkanal? Natürlich nicht. Will Böhmermann nicht — und sicher auch das ZDF nicht. Stattdessen griff sich der hibbelige Satiriker ein Format, engagierte Schauspieler mit falschen Wetten und einige semi-prominente Gäste und inszenierte so eine Fassade, innerhalb derer Böhmermann einfach Böhmermann war.

Das ZDF hatte ja in den Tagen vor der Ausstrahlung schon betont: Es handele sich um eine Folge von Böhmermanns „Neo Magazin Royale“, nicht um eine Wiederbelebung der Samstagabend-Show, die vor zwei Jahren tränenreich aber wohl doch eher sinnvoll eingestellt worden war. So viel öffentlich-rechtliche Korrektheit muss es dann eben doch noch sein. Des Künstlers Adaption war dann ein bisschen von allem: eine Hommage an ein Format, das ihn als Kind der Fernsehgeneration gewiss selig durch manchen Samstagabend getragen hat. Aber auch ein krasser Bruch mit der guten alten Samstagabendshow, die — minimiert vorgetragen — eine brutale Absage an jene ist, die glauben, so ein Gefühl wie „Wetten, dass...“ am Samstagabend komme noch einmal zurück.

Nichts da! Die Quote stimmte für Böhmermann- und ZDFneo-Verhältnisse: 490 000 Zuschauer schalteten ein, der Marktanteil betrug 2,3 Prozent. Besser war die Quote nur bei Böhmermanns Bildschirm-Rückkehr im Mai nach seiner „Schmähkritik“ über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit etwa 600 000.

Natürlich war auch ganz viel Parodie dabei: Der 35-Jährige trug in Anlehnung an Thomas Gottschalk silberne Glitzerschuhe, auf dem Tisch standen Gelee-Bananen und Sahne-Bonbons, und Böhmermann schlug seinen Gästen mit seinen Moderationskarten auf die Schenkel.

Spätestens mit der ersten Wette war der nur bisweilen witzige Abend als Parodie enttarnt: Bruno Dröse aus Geilenkirchen wettet, dass er seine Ehefrau mit Hilfe eines Baggers zum Orgasmus bringen kann. Bagger — Sie verstehen.

So ging das weiter, zwischendurch durften Gäste wie Barde Eko Fresh, Topmodel Eva Padberg oder CDU-Politiker Jens Spahn beweisen, dass sie Böhmermann witzig finden. Auch Erdogan war wiederkehrendes Thema: „Ich wette, dass ich es in den nächsten 90 Minuten schaffe, keine Staatskrise auszulösen“, sagte Böhmermann. Zum Beispiel.

Naturgemäß konnten nicht alle Gäste bis zum Ende der 45-minütigen Sendung bleiben, sie wurden mit Blumenstrauß verabschiedet. Und der Rest des Festes? Soll in den kommenden Wochen gezeigt werden. Dann gewiss mit geringerer Einschaltquote, wo man doch jetzt weiß, wohin die Reise geht. Aber dann vielleicht doch mal wieder mit einem kalkulierten Skandal. Böhmermann weiß, wie diese Republik tickt. Da reicht schon mal ein Spiegel.