Studie zu Wohnungsmarkt Ausländischer Name ist bei der Wohnungssuche eine Hürde
Berlin (dpa) - Menschen mit einem ausländischen Namen haben es laut einer Studie in Deutschland deutlich schwerer, eine Wohnung zu finden. Die Autoren hatten 20.000 Anfragen mit erfundenen deutschen und nicht-deutschen Profilen an private und gewerbliche Anbieter in zehn großen Städten geschickt.
Sie erhielten rund 8000 Antworten. „Besonders hart trifft es Wohnungssuchende mit türkischer oder arabischer Herkunft. In jedem vierten Fall, in dem ein Deutscher eine Einladung zu einer Besichtigung erhält, werden sie übergangen“, berichteten Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks (BR) und des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ als Bilanz ihres „Experiments“. Der Verband Haus & Grund, in dem viele Vermieter organisiert sind, wies die Folgerungen der Untersuchung zurück.
„Zusätzlich zur Nationalität spielt auch das Geschlecht eine wichtige Rolle“, erläuterten die Verfasser der Studie. „Türkische Männer werden stärker diskriminiert als türkische Frauen. Auch bei unseren arabischen Testpersonen stellen wir eine Tendenz zu einer stärkeren Benachteiligung von Männern fest.“ Unterschiede traten auch zwischen privaten und gewerblichen Anbietern auf. „Wir haben festgestellt, dass Privatpersonen ausländische Bewerber stärker diskriminieren als Makler, Hausverwaltungen oder Wohnungsunternehmen.“
„Wir hören auch aus unseren Mietervereinen Ähnliches“, sagte der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse aber unterscheiden zwischen den Einkommensgruppen. „Wer ein hohes Einkommen hat, hat auch mit ausländischem Namen kein großes Problem letztlich, eine Wohnung zu finden.“ Mit geringeren Einkommen sei es dagegen für Menschen mit deutschem und mit ausländischem Namen schwierig. „Und in solchen Situationen werden Ausländer dann am ehesten diskriminiert.“ Das beste Rezept dagegen seien mehr Neubauten: „Wenn man genügend Wohnungen hat, wird sich dieses Problem langsam wieder erübrigen.“
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, sieht es ähnlich: „Je angespannter der Wohnungsmarkt, desto größer das Risiko für Diskriminierung. Wir sehen auch einen Trend, dass bestimmte Gruppen, Nationalitäten oder Asylsuchende von vornherein in Wohnungsanzeigen ausgeschlossen werden.“ Lüders rief dazu auf, das nicht hinzunehmen und sich Unterstützung zu suchen: „Grundsätzlich darf niemand Wohnungssuchende wegen der ethnischen Herkunft oder aus rassistischen Gründen, zum Beispiel wegen der Hautfarbe, einen Besichtigungstermin verwehren oder einen Mietvertrag verweigern.“ Gegebenenfalls sei auch ein Schadenersatz möglich.
„Es darf nicht vom Namen abhängen, ob man eine Wohnung bekommt oder nicht“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) zur Studie. „Wenn bei der Vermietung einer Wohnung allein die vermutete Herkunft dazu führt, dass Interessenten von vornherein ausgeschlossen werden, ist das eine rechtswidrige Diskriminierung“, so Maas im „Spiegel“.
Der Eigentümerverband Haus & Grund sieht die Vorwürfe als ungerechtfertigt an. Ein Sprecher sagte: „In Deutschland gilt das Antidiskriminierungsgesetz. Daran halten sich die privaten Vermieter. Im Übrigen wurden und werden in manchen Bundesländern bis zu 80 Prozent der Menschen, die im Zuge der Flüchtlingskrise zu uns kamen, bei privaten Eigentümern untergebracht. In der Regel sind es somit offensichtlich die privaten Vermieter, die sich bereit erklären, Menschen - mit welchen Namen auch immer - ein Zuhause zu geben.“
Auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen wies die Vorwürfe von sich: „Die vielen Genossenschaften, aber auch die kommunalen, privaten und kirchlichen Wohnungsunternehmen stellen Wohnraum für alle Menschen unserer Gesellschaft zur Verfügung - unabhängig von der Herkunft oder sozialen Stellung der Wohnraumsuchenden“, sagte Präsident Axel Gedaschko. Es gebe eine Reihe integrativer Maßnahmen. „Gleichzeitig beachten die Unternehmen, dass ihre Mieter in den vorhandenen Nachbarschaften ein Recht auf die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Interessen haben. Sie achten deshalb mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung auf soziale Durchmischung, Sicherheit und Konfliktabbau in den Wohnquartieren.“
Untersucht wurde nach Angaben der beteiligten Datenjournalisten allein die „erste Stufe des Auswahlprozesses“, also die schriftliche Bewerbung. „In München und Frankfurt ist der Unterschied zwischen den Chancen ausländischer und deutscher Wohnungsbewerber am größten, in Leipzig und Magdeburg am geringsten.“