Cornelia Froboess hat ihren eigenen Kopf
Hamburg (dpa) - Noch heute bucht Cornelia Froboess ihre Flüge am liebsten selbst. Sie wird auch nicht gern vom Flughafen abgeholt.
Weil sie es nun einmal hasst, sich irgendwie fremdbestimmt zu fühlen, und „das war auch ein Grund für mich, mit der Schlagersingerei aufzuhören.“ Damals in den 60er Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Teenie-Karriere, nach Riesenhits wie „Diana“, „Pack die Badehose ein“ oder „Zwei kleine Italiener“.
Da war sie immer nur von älteren Herrschaften umgeben, „die waren die Väter, ich das Küken.“ Davor floh sie dann in die Schauspielerei, „die mir immer schon am meisten Spaß gemacht hatte.“ Vater Froboess, zugleich ihr Manager, war dagegen. Aber sie hat diesen Schritt nach eigenen Worten nie bereut, und sie habe auch in Anspielung auf ihren ersten großen Hit „Pack die Badehose ein“ kein „Badehosen-Syndrom“. Die heute 68-Jährige steht zu ihrer Vergangenheit - weil sie eben ein abgeschlossenes Kapitel ist.
Mit sieben Jahren stand sie ein erstes Mal vor dem Mikrofon, war die kleine Cornelia, das Wunderkind. Aber Wunderkinder haben es schwer. Wer spricht noch von „Mama“-Sänger Heintje? Oder von der „Momo“ Radost Bokel? Die sah man im RTL-Dschungelcamp wieder. Die kleine Cornelia schaffte noch mal den Bogen, mauserte sich zur Teenager-Conny. Wirklich wohl hat sie sich als Solistin dennoch nie gefühlt: „Nur im Ensemble geht es mir wirklich gut.“ So entschied sie sich fürs Theater mit etwas Film dabei. Und für ein grundsolides Familienleben mit dem Regisseur Hellmuth Matiasek, mit sie seit 1967 verheiratet ist, zwei Kinder hat und heute nicht weit von München im Inntal lebt.
In der Schlagerwelt muss man immer jung und hübsch sein. Kommen die Falten, schwindet der Erfolg, und nur einen kenne sie, meint die Froboess, der es über Jahre und Jahrzehnte hin geschafft, sich selber treu zu sein und doch immer wieder Erfolg zu haben, „das ist der Peter Kraus“. Den bewundert sie. Wegen seiner Professionalität. Wegen seiner Selbstironie. Sie selbst hat sich nie überreden lassen, in irgendwelchen Nostalgie-Shows noch einmal die Conny-Hits von damals zu singen: „Das wäre eine Parodie geworden, bestenfalls.“ Sie hält es mit der Schauspielerei. Denn da darf man auch mal getrost nicht so hübsch und ziemlich alt sein.
Wie zum Beispiel demnächst am 30. März im ARD-Film „Eine halbe Ewigkeit“. Darin spielt sie eine ältere Ordensschwester, die der einstigen großen Liebe wieder begegnet, dem gleichfalls nicht jünger gewordenen Matthias Habich, scheut dabei Falten nicht und graues Haar und nimmt es lächelnd in Kauf, dass danach viele ihrer Fans von damals erschrocken in den Spiegel gucken und sich fragen werden: Sehe ich denn selbst auch schon so alt aus?
Jetzt muss nur noch die Quote stimmen. Das ist der Fernseh-Zwang, aber relativ harmlos neben allen Zwängen, denen die Top-Stars des Show-Gewerbes ausgesetzt sind.
Gerade hat der dramatische Tod von Whitney Houston die Öffentlichkeit erschüttert. Darüber hat sich Cornelia Froboess reichlich Gedanken gemacht: „Das ist der wahnsinnige Druck, immer auf der Höhe sein zu müssen. Da sind es mal drei statt sechs Millionen verkaufte CDs, und schon heißt es: Eine steigt ab, zieht nicht mehr, ist am Ende. Das muss dann kompensiert werden. Und da kommen dann die Drogen, der Alkohol...“ Und man ist so schutzlos allein, dort vorn auf der Bühne: „Ich habe immer Angst gehabt, wenn ich auf den Riesenbühnen stand. Ich habe stets die Aggression hinter aller Fan-Begeisterung gespürt. Nur einmal muss man nicht so drauf sein, wie einen die anderen haben wollen, und schon, das geht blitzschnell, schlägt die Liebe in Hass um...“