Der Eurovision-Countdown läuft: Blonder Triumphzug?
Kopenhagen/Malmö (dpa) - Sechs Wochen vor dem Eurovision Song Contest in Malmö sagen Zocker einen Triumphzug der Blondinen voraus. Für das ESC-Finale am 18. Mai in Malmö sehen Wetten die Dänin Emilie de Forrest als klare Favoritin, gefolgt von Margaret Berger aus Norwegen und der Niederländerin Anouk.
Drei Hellhaarige, genau wie Deutschlands Vertreterin Cascada, die auf den vom Schweden-Sender SVT zusammengestellten Wettlisten immerhin den achten Platz belegt.
Ob es wirklich so kommt, steht in dem noch kalten Sternenhimmel über Schwedens drittgrößter Stadt. Klar ist aber beim Countdown, dass die 2012 mit Loreens „Euphoria“ siegreichen Schweden vieles anders machen wollen: Weg vom immer bombastischeren und teureren Rahmen. Und ein bisschen mehr Wagemut mit Worten als beim technischem Aufwand.
Dafür soll vor allem die schwedische Komikerin Petra Mede (43) stehen. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten führt bei einem Eurovisions-Finale kein Paar aus einem Mann und einer Frau durch das Programm. Mede, dunkelhaarig und vor allem mit ihrem Mundwerk das personifizierte Gegenteil des Blondinen-Klischees, hat seit 2009 die heimischen Eurovision-Vorausscheidungen moderiert. Sie führt nun in einer Malmöer Mehrzweckhalle (12 000 Zuschauer) durch das ESC-Finale.
Vier Monate nach der Geburt von Töchterchen Adeline, ihrem ersten Kind, arbeitet die Schwedin jetzt an Texten für Malmö. Vom Veranstalter SVT bekommt sie im Mai rund um die Uhr einen eigenen Masseur gegen die Folgen einer schweren Rückenverletzung, die das Ende ihrer Ballettkarriere mit 20 bedeutete. SVT stellt Mede neben „ausreichenden und garantierten Arbeitsunterbrechungen“ für Adeline auch eine spezielle „Loge“. Hier können sich die Großmama, eine Tante sowie Medes Lebenspartner Mattias Günther (34) und dessen Mutter um das Baby kümmern, wenn seine Mutter auf der Bühne steht. „Mit mir gibt es keine zehn Stunden ohne Pause“, betont die Komikerin in der Zeitung „Aftonbladet“.
Solche „Sonderkosten“ für eine frischgebackene Mutter mit Rückenproblemen sind ein Klacks bei den seit Jahren sprunghaft gestiegenen Kosten für die Eurovisions-Festivals. Dabei will SVT mit den für Malmö veranschlagten 125 Millionen Kronen - das sind etwa 15 Millionen Euro - ein deutliches Zeichen in die andere Richtung setzen. Baku in Aserbaidschan im vergangenen Jahr hatte offiziell 50 Millionen Euro und Moskau 2009 auch schon 35 Millionen Euro gekostet.
„Unsere Show soll ein Erlebnis vermitteln und keinen technischen Schnickschnack“, sagt SVT-Chefproduzent Martin Österdahl. Dahinter steckt im Gefolge der Finanzkrise auch nüchternes Kalkül für das Überleben der europaweiten TV-Show. Aus Kostengründen haben für Malmö schon Portugal, Bosnien und die Slowakei abgesagt. Als offenes Geheimnis gilt, dass etliche Teilnehmerländer am 18. Mai vor nichts so viel Angst haben wie vor einem Sieg - wegen der zu erwartenden Kosten als Eurovision-Ausrichter 2014.