Ein Leben wie ein Film - Günther Kaufmann ist tot

Günther Kaufmann war ein gefeierter Schauspieler, sein Name wird aber immer verbunden bleiben mit einem realen Krimi: Drei Jahre lang saß er unschuldig im Gefängnis. Kurz bevor aus dieser Geschichte ein Kinofilm werden sollte, ist Kaufmann nun überraschend gestorben.

Berlin/München (dpa) - Er lebte ein Leben wie in einem Film - doch früh läuft jetzt der Abspann: Schauspieler Günther Kaufmann ist völlig überraschend im Alter von 64 Jahren gestorben. Auf einer Straße in Berlin brach er am Donnerstag zusammen. Dabei hatte er noch bei seinen öffentlichen Auftritten in der jüngsten Vergangenheit vor Kraft nur so gestrotzt. Seine donnernde Stimme und sein lautes Lachen konnten Räume füllen. Es ist noch gar nicht lange her, dass er „Dschungel“-Sternchen Micaela auf dem roten Teppich gut gelaunt an die Wäsche ging, dass er den „Schrecklichen Sven“ in den Wickie-Filmen spielte, dass er selbst im RTL-Dschungelcamp in der Hängematte lag oder seinem Sohn Dave beim „Supertalent“ zujubelte.

Auftritte wie diese haben ein bisschen in Vergessenheit geraten lassen, welche Karriere und welch ein bewegtes und dramatisches Leben Kaufmann hinter sich hatte: Aus Liebe zu seiner krebskranken Frau ließ sich er sich 2002 zu 15 Jahren Haft verurteilen, fast drei Jahre saß er ab - und er hätte bis zuletzt hinter Gittern gesessen, wären nicht überraschend die wahren Täter gefasst worden.

Er habe seiner Frau Alexandra die harten Vernehmungen ersparen wollen, begründete Kaufmann. „Alexandra hätte nicht einmal eine Stunde Vernehmung überstanden - ich wollte ihr das ersparen, weil sie todkrank war“, sagte er einmal. Später stellte sich heraus, dass einer der Täter ihr Geliebter war.

Das Opfer war der Steuerberater von Kaufmann und seiner Frau. 2001 wurde er erstickt in seiner Villa gefunden. Alexandra hatte ihn um mehr als 500 000 Euro betrogen. Auch als sie noch sechs Wochen vor Prozessbeginn starb, blieb Kaufmann bei seinem falschen Geständnis. Er habe keine Chance gesehen, seine Unschuld zu beweisen, sagte er. Erst als die Frau von einem der wahren Täter zur Polizei ging, klärte sich der Fall auf. Weil er im Laufe der Ermittlungen zwei unschuldige Freunde der Mittäterschaft bezichtigt hatte, bekam er allerdings eine Bewährungs- und Geldstrafe.

Bevor er mit diesem realen Krimi für Schlagzeilen sorgte, war der in München geborene Kaufmann als Krimi-Darsteller in Serien wie „Derrick“ und „Der Alte“ bekannt und als Fassbinder-Schauspieler berühmt. In den 70er und 80er Jahren spielte er in mehr als einem Dutzend Filme von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) mit, darunter „Berlin Alexanderplatz“ und „Die Ehe der Maria Braun“.

Seinen „bayerischen Neger“ soll der Filmemacher ihn genannt haben, schreibt Autor Jürgen Trimborn in seiner neuen Fassbinder-Biografie. „Der weiße Neger vom Hasenbergl“ - so nannte der Sohn eines US-Soldaten und einer Deutschen sich selbst und seine Autobiografie. Zuletzt war Kaufmann erst in diesem Jahr in einer Nebenrolle in dem Kinofilm „Türkisch für Anfänger“ zu sehen. Außerdem trat er in verschiedenen Musicals auf.

Sein Schicksal bietet wahrhaftig genug Stoff für einen dramatischen Film - und dazu sollte es auch werden. Kaufmann plante die Verfilmung seines Lebens. Der geplante Titel lautete „Die zweite Garnitur Gottes“, wie Kaufmann der Nachrichtenagentur dpa im vergangenen Jahr sagte. „Es gibt eine erste Garnitur Gottes - das sind Menschen, mit denen Gott es besonders gut gemeint hat. Ich halte mich für die zweite Garnitur.“ Kaufmann selbst wollte die Hauptrolle spielen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.