Ganz der Alte: Kachelmann wieder auf Sendung
Aschaffenburg (dpa) - Wettermoderator Jörg Kachelmann ist erstmals seit seiner Festnahme wieder auf Sendung in Deutschland. Beim Privatradio Primavera in Aschaffenburg präsentierte der 52-Jährige am Freitag das Wochenendwetter und die Aussichten bis Aschermittwoch.
Gewohnt lässig, aber professionell, mit lockeren Sprüchen - scheinbar unbeeindruckt vom Rummel um seine Person und die Anklage gegen ihn. Der frühere ARD-Wetterexperte muss sich seit sechs Monaten vor Gericht verantworten. Kachelmann wird beschuldigt, seine Geliebte vergewaltigt zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.
Erstmals seit seiner Festnahme im vergangenen März arbeitet der Schweizer wieder in Deutschland, auch wenn er seine Beiträge in der Schweiz aufnimmt und nach Aschaffenburg überspielt. Die Zuhörer merken ja nicht, dass er nicht im Funkhaus der fränkischen Kleinstadt steht, wenn er verkündet: „Heute blau, morgen blau und übermorgen auch, das wünschen sich viele in Sachen Himmel über dem Primavera-Land am Wochenende.“ Doch die sonnigen Aussichten seien etwas getrübt. „Es kommt kältere Luft von Norden.“ „Schüchterne Nieseltröpfchen“ seien auch dabei, sagte ein offensichtlich gut gelaunter Kachelmann. Er liebt Wortspielchen.
Am Rosenmontag sollten sich die Narren im Rhein-Main-Gebiet dick einpacken: „Der Wind macht's dann frisch. Und vielleicht für größere Aufbauten bei Rosenmontagszügen ein bisschen anstrengend, wenn es dann mit Windstärke 5 bis 6 aus Nordost pustet in Böen“, riet der Moderator. „Dann muss man dann schon ein Pulloverchen mehr anziehen.“
In Deutschland hat Kachelmann - Gründer des Wetterdienstes Meteomedia - die Wettervorhersage umgekrempelt. 2002 übernahm er in der ARD die Sendung „Das Wetter im Ersten“. Meist im übergroßen Anzug und mit langen Haaren moderierte er wortreich und manchmal flapsig die an- und abziehenden Fronten.
Eine Rückkehr ins Fernsehen hat der 52-Jährige bisher ausgeschlossen. Im vergangenen Juli wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen, seit Januar moderiert er bereits bei einem Schweizer Radiosender, künftig auch im Rhein-Main-Gebiet. Der Vergewaltigungsprozess gegen ihn soll bis Mai gehen.
In den nächsten zwölf Monaten soll er freitags und samstags das Wochenendwetter bei Radio Primavera präsentieren. Er überspielt ein- bis dreiminütige Beiträge zum Wetter für die Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg, das Rhein-Main-Gebiet und den Main-Kinzig-Kreis - im Studio werden sie dann auf die richtige Sendelänge geschnitten.
„Wunderbar, perfekt, sehr gut umgesetzt, sehr viele Ortskennungen drin“, sagte der Chefredakteur des Senders, Marco Maier, nach der Ausstrahlung des mehr als zwei Minuten langen Kachelmann-Stücks. „Er ist ein Gewinn für unser Programm.“ Auch wenn es im Studio diesmal etwas durcheinandergegangen sei wegen der vielen Kamerateams, die an diesem Tag den Schnitt des Beitrags verfolgten.
Dass mit Kachelmann im Programm der ein oder andere Hörer künftig umschalten wird, macht Maier keine Sorgen. Für ihn gilt: Solange sein neuer Wetterfrosch nicht wegen Vergewaltigung verurteilt wird, solange ist er für ihn unschuldig.
In der Schweiz ist Kachelmann seit Januar bei Radio Basel zu hören. Kurzzeitig hatte er auch beim Schweizer Sender Radio Sunshine gearbeitet. Weil es aber Beschwerden von Hörern gab, verzichtete der Sender bis auf weiteres auf Wettermoderationen mit dem 52-Jährigen.