Gottschalk und Jauch siegen

Berlin (dpa) - Der Wert einer Fernsehshow bemisst sich in erster Linie an der Einschaltquote. Mit ihr konnten die Altmeister Thomas Gottschalk (63) und Günther Jauch (57) nach der Premiere ihres neuen RTL-Spektakels „Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen Alle“ vom Montagabend wirklich zufrieden sein.

6,85 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 24,6 Prozent) schalteten die knapp drei Stunden lange Live-Sendung ein, aus der das Duo im Kampf gegen Studiokandidaten und Telefonjoker als Sieger hervorging. Ein doppelter Erfolg also für die zwei und für Moderatorin Barbara Schöneberger.

Allerdings lief noch nicht alles rund in der neuen Show, der ersten, in der sich Gottschalk und Jauch seit dem Jahr 1991 wieder gemeinsam durch ein Spielkonzept schlagen mussten. Die Abläufe funktionierten nicht reibungslos. Vor allem an der Technik haperte es, der Ton machte zuweilen Probleme. „Natürlich sind wir über die Einschaltquote sehr glücklich“, teilte Jauch am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. „Aber jetzt beginnt der Feinschliff für die nächste Sendung. Die Technik ist bei Livesendungen immer ein Risiko. Doch auch daran werden wir arbeiten.“

Auch Gottschalk zeigte sich am Dienstag mit dem erneuten Comeback zufrieden. Man könne auf der Sendung „aufbauen“, sagte der Entertainer der dpa, mahnte aber zugleich an: „Das Konzept funktioniert, aber auf Dauer dürfen das keine Nostalgie-Festspiele Jauch-Gottschalk werden.“ Zur Premiere hatte die Sendung den Jugenderinnerungen der beiden Show-Zugpferde viel Raum gegeben. „Die Moderatoren hatten ihren Spaß, und der Sender ist glücklich, weil wir in allen Zielgruppen funktioniert haben. Mehr geht nicht!“ Am 7. Oktober ist die zweite Auflage der Show bei RTL zu sehen.

Die Reaktion auf die Quoten fiel beim Publikum auch nicht unbedingt positiv aus. „Das ist das Problem an den Quoten, sie spiegeln nicht die unterhalterische Qualität der Sendung wider“, schrieb ein Leser des Medienfachdienstes „DWDL.de“ am Dienstag. „Man hätte auch drei Stunden lang Gottschalk und Jauch auf einem Sack Reis sitzen lassen können, die Quoten wären auch da gut gewesen.“ Es gab aber auch einiges an Lob. Bei „Spiegel Online“ schrieb ein Zuschauer etwa: „Die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Sehr unterhaltsam.“

In der Sendung „Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen alle“, ganz grob gesehen eine Mischung aus „Wer wird Millionär?“ („WWM“) und „Schlag den Raab“, traten die beiden im Wissensduell gegen 500 Saalkandidaten an. Die Gladiatoren gingen schnell in Führung und verteidigten sie bis zur Endrunde. So errechnete Jauch etwa, dass 100 Millionen Ein-Cent-Münzen mehr wiegen als die 500 Zuschauer im Studio.

Im Finale hatten es Gottschalk und Jauch mit einer jungen Mutter aus dem Publikum zu tun und mussten die Zahl aller Bundesliga-Tore des FC Bayern München schätzen - 3517 an der Zahl. Die Entertainer gewannen, die Kandidatin Viola M. aus Essen musste sich mit einer Prämie von 2000 Euro zufriedengeben, bekam jedoch vom Moderatorenduo noch eine Reise geschenkt. Gottschalk blieb im übrigen seiner alten „Wetten, dass..?“-Tradition treu, die Show überzog um 24 Minuten.

Und zwischendurch? Jauch redete zum Beispiel von seiner Jugend: „Nein, eine glückliche Teenagerzeit hatte ich nicht. Mit verschiedensten Problemen, die man in der Pubertät hat - die war bei mir etwas später. Das war eine Zeit, in der ich mich nicht sehr wohlfühlte.“ Schauspielerin Karin Dor fand er damals „unvorstellbar“ schön. Gottschalk frotzelte, dass er selbst vielleicht heute „WWM“ moderieren würde, wenn der junge Jauch bei seinen halsbrecherischen TV-Auftritten an einem Hubschrauber schwer verunglückt wäre.

Allmählich wurde auch die Rollenverteilung klar: Jauch ist fürs Rechnen und Analysieren zuständig. Gottschalk ist der Clown, der Jauch die meiste Arbeit überlasst und dann Sachen sagt wie: „Jetzt hab' ich es auch begriffen.“ Oder: „Wir haben ausgemacht: Intellektuelle Dinge macht Günther.“ Einen Höhepunkt erreichte die Show, als Jauch an einer nachgemachten Helikopter-Kufe in die Höhe gezogen wurde, während Gottschalk Wissensfragen beantworten musste. Jauch wirkte angespannt, als er mit zugekniffenen Augen oben hing.

Gottschalk, der zuletzt noch Schleichwerbung von Stefan Raab beim Sommer-„Wetten, dass...?“ angeprangert hatte, gelang es zwischendurch noch, Moderatorin Schöneberger kurz in Verlegenheit zu bringen, als sie nach seinem Kennzeichen in Kalifornien fragte. „HARIBU“, sagte er, ein Buchstaben-Mix aus Haribo und seinem US-Wohnort Malibu. „Du hast gefragt - und ich lüge nicht im Fernsehen“, sagte Gottschalk schelmisch. Er ist seit Jahren Werbegesicht des Süßwarenherstellers.