Gottschalks Biografie: Immer für den nächsten Gag bereit

München (dpa) - Als blond gelockte Frohnatur plaudert sich Thomas Gottschalk seit mehr als 40 Jahren durch Radio und Fernsehen - nun zieht der Showmaster Bilanz. Am Samstag stellt er seine Autobiografie „Herbstblond“ dem Publikum in München vor.

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Unterhaltsam, witzig und selbstironisch erinnert er an seine Anfänge als Radiomoderator, an Ausflüge in die Schauspielerei und seinen größten Erfolg, „Wetten, dass..?“. Zu der heiteren Runde im ausverkauften Auditorium der BMW-Welt hat er als prominente Gäste den Regisseur Michael „Bully“ Herbig und Schauspieler Jürgen Prochnow eingeladen.

„Ich habe einfach Schwein gehabt“, sagt Gottschalk im Pressegespräch vor seinem Auftritt. „Ich habe nicht gelitten unter diesem Beruf, und ich habe mich auch nie für die Kamera in Schwung bringen müssen.“ Schon beim Radio habe er jede Chance genutzt, um „flotte Sprüche zu klopfen“. Das beherrscht er heute noch, die Zuschauer amüsieren sich bestens. Seine nachdenkliche Seite gibt Gottschalk bei Reflexionen über die Suizide seiner langjährigen Freunde Gunter Sachs und Udo Reiter preis.

Gottschalk erzählt Anekdoten zu Prominenten wie Paul McCartney, Michael Jackson und Bill Gates aus den „Wetten dass..?“-Jahren und spart nicht mit kritischer Selbsteinschätzung angesichts der „Supernasen“-Filme und des USA-Kinoexperiments mit „Trabbi goes to Hollywood“: „Regisseur war der Amerikaner Jon Turteltaub, und der Film mit mir war sein letzter Flop.“

Dass nicht alles, was er in seinem Show-Leben anpackte, funktionierte, betrachtet Gottschalk so: Nicht alles habe er gut und richtig gemacht - „das hat mir aber nicht geschadet“. Allerdings bedauert er, die Jahre mit „Wetten dass..?“ nicht noch mehr genossen zu haben. „Ich habe immer auf die nächste Show hingelebt, ich wusste, wir sind ausverkauft bis 2018, und Wetten haben wir auch noch genug.“ Er habe manche Dinge mit einer gewissen Schnelligkeit und Oberflächlichkeit abgewickelt. „Und dann habe ich mit Erschrecken festgestellt: Ich werde 65 und frage mich, wo sind die Jahre geblieben?“

Das Älterwerden beschäftigt den frohgelaunten Dauerplauderer, der am 18. Mai Geburtstag hat. Er lebe in der „Wahnvorstellung, ewig Kind bleiben zu können - zur Not eben ein altes Kind“. Das Alter versuche er durch eine gesunde Mischung aus Humor und Verdrängung erträglich zu machen. Dazu will er die Leser seines Buches ermuntern: „Man kann alt werden, ohne verdrießlich zu werden.“ Kraft schöpft der Showmaster aus seinem Privatleben. Seine Ehe sei ein Glücksfall.

Mit dem Wandel des Fernsehens in Zeiten von Netflix und YouTube hadert Gottschalk nicht. „Ich habe das Fernsehen zu einer Zeit betreten, als ich dringend gebraucht wurde und habe es verlassen, als ich nicht mehr gebraucht wurde.“ Sollte es jedoch ein Format geben, das für ihn in Frage komme, werde er es sich genau ansehen. Allerdings: „Ich will jetzt nicht mit dem Arsch einreißen, was ich mit den Händen aufgebaut habe.“

Ein wenig wehmütig klingt es dann aber doch, wenn Gottschalk von den alten Radiozeiten spricht: „Radio war eine One-Man-Show. Ich war sowas von frei.“ Kein Manuskript, kein Sendungsablauf, kein Plan. Damals habe er „das völlig Wurschtige“ gelernt und dann nie wieder richtig aufgegeben.

Dunkle Gedanken habe er nicht gehabt. „Ich war immer unbedarft als Entertainer für den nächsten Gag bereit.“