Hannelore Hoger zieht ins „Hotel Heidelberg“

Heidelberg (dpa) — Sie hat den grauen Trenchcoat abgelegt: Beim Dreh ihrer neuen ARD-Primetime-Filmreihe „Hotel Heidelberg“ ist Hannelore Hoger kaum wiederzuerkennen.

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Die Schauspielerin, die viele noch als raubeinige Ermittlerin Bella Block kennen, steht am Dienstag im wallenden, orangen Gewand mit weißem Hut vor der Kamera. Den kühlen Norden hat die 72-Jährige gegen den sonnigen Südwesten eingetauscht, ihr Blick fällt auf den Neckar und das berühmte Heidelberger Schloss.

In „Hotel Heidelberg“ spiele sie ein ehemaliges Blumenkind, das für die Familie mühsam ein Unternehmen aufgebaut hat, erzählt Hoger. Die Rolle der Senior-Chefin Hermine Kramer habe sie gereizt, weil sie so anders sei als die der Hamburger Kommissarin - sie könne ja nicht immer nur „Bella Block“ spielen.

Tatsächlich ist „Hotel Heidelberg“ kein Krimi, sondern eher als Komödie mit dramatischen Zügen angelegt, wie Regisseur Michael Rowitz sagt. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen: Mutter Hermine und Tochter Annette Kramer, gespielt von Ulrike C. Tscharre. Als Juniorchefin des Hotels und alleinerziehende Mutter eines pubertierenden Sohnes hat Annette ohnehin genug um die Ohren. Doch am meisten Stress macht ihre Mutter, die die Führung des Hotels gerne wieder an sich reißen würde. Denn das Unternehmen steht kurz vor der Pleite.

Tscharre bringt selbst viel Krimi-Erfahrung mit - sie war unter anderem in mehreren Folgen des „Tatorts“ zu sehen. Doch das ist nicht das Einzige, das beide Hauptdarstellerinnen verbindet. Zu Heidelberg haben beide eine besondere Beziehung. Ihre Schwester habe hier gewohnt und noch heute habe sie Verwandte hier, erzählt Hoger. Tscharre war während ihres Studiums einige Wochen in Heidelberg. Sie habe hier ihr Latinum gemacht, aber vor lauter Lernen keine Zeit gehabt, die Stadt zu besichtigen, sagt Tscharre. Erst jetzt im Zuge der Dreharbeiten lerne sie Heidelberg ein bisschen kennen.

Aber nicht so sehr der Drehort habe sie gereizt, sondern der Mutter-Tochter-Konflikt, betont Tscharre. Es sei einfach spannend, wie sich zwei Generationen zusammenfinden. Die Jüngeren wollten alles besser machen und die Älteren wollten die Fäden nur ungern aus der Hand geben. „Das kennen so viele Leute, das ist so alltäglich“, sagt die 43-Jährige. Hoger sieht aber auch eine Verbindung zwischen den beiden weiblichen Hauptrollen: ihre Unabhängigkeit von anderen. „Ich habe nichts gegen Männer, aber der Beruf ist immer wichtig“, betont sie.

Die Geschichte von „Hotel Heidelberg“ sei lustig, aber auch sehr dramatisch und sehr emotional — und die Hauptfiguren seien „ziemlich schräg“, sagt Regisseur Rowitz. Als Kontrast habe man ganz gezielt einen außergewöhnlich schönen Drehort gesucht. Die passende Villa für das Hotel habe er durch Zufall gefunden, als er auf Motivbesichtigung am Neckarufer unterwegs gewesen sei. „Ich gucke hoch und sage: Wer wohnt da? Das war's“, erzählt Rowitz. Der Besitzer des Privathauses sei sofort einverstanden gewesen — er sei sehr gut mit Filmproduzent Nico Hofmann befreundet.

Gedreht wird nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Nordrhein-Westfalen. Die Innenaufnahmen entstehen in Euskirchen in einem kleinen Schloss. Teile des Sets wurden zudem nach Köln verlegt. In Heidelberg habe es nicht immer die passenden Locations gegeben, etwa für einen nächtlichen Spielclub, sagt Rowitz. Gedreht wird noch bis Freitag in Heidelberg und anschließend bis Mitte August in Euskirchen und Köln.

Ob die neue Reihe, in der auch Maren Kroymann, Christoph Maria Herbst und Reiner Schöne mitspielen, fortgesetzt wird, ist noch unklar. Die Einschaltquote entscheide, sagt der Regisseur. Zunächst werden zwei Folgen von „Hotel Heidelberg“ gedreht - sie werden voraussichtlich im Frühjahr 2016 im Ersten ausgestrahlt.