Fiesling unterm Dach Jochen Busse kehrt mit Sitcom zurück ins TV

Köln (dpa) - Helmut Kraft sieht immer ein wenig aus, als käme er gerade von der Fuchsjagd. Das liegt an seinem offenkundig vom englischen Landadel angehauchten Kleidungsstil mit Karomustern und daran, dass er gerne vor Publikum seine Waffen putzt.

Foto: dpa

Hinzu kommt eine Art Humor, die man als recht schwarzhumorig-britisch bezeichnen könnte.

Kostprobe? „Das wäre ja auch ein Ding“ raunt er seiner neuen Mitbewohnerin Dagmar zu, als die junge Frau gewisse Zweifel an seinem Charakter erkennen lässt. „Sie alle gefangen in diesem Haus, das sie nicht verkaufen können? Und ich missbrauche sie als billige Altenpflege? Wer wäre denn zu sowas fähig?“

Man ahnt es: Helmut Kraft ist zu so etwas fähig. Diese Ahnung hängt auch damit zusammen, dass der fiese Alte in der neuen RTL-Sitcom „Nicht tot zu kriegen“ (RTL, Donnerstag, 21.15 Uhr) von einem Herrn verkörpert wird, dem das diabolische Grinsen leicht auf die Lippen geht: Jochen Busse. Man kann das als kleine Überraschung ansehen, weil der 76-Jährige seit rund zehn Jahren keine große Rolle mehr im Fernsehen gespielt hat. Man erinnert sich vor allem noch daran, wie er bei „7 Tage, 7 Köpfe“ (1996-2005) mit seiner „bekannt liebenswürdigen Art“ Witze von Rudi Carrell und Mike Krüger anbahnte. Und wie er bei „Das Amt“ (1997-2003) den fleischgewordenen Beamten-Witz verkörperte. Es waren andere Zeiten, es waren die 90er.

RTL entdeckt gerade allerdings die deutsche Sitcom wieder als Format („Magda macht das schon!“, „Triple Ex“). Busse wirkt dabei nun ein wenig wie die große Klammer zu den vergangenen Fernsehtagen, als man noch pünktlich vor der Glotze sitzen musste, um eine Sendung nicht zu verpassen, weil an Mediatheken nicht zu denken war.

Der 76-Jährige passt allerdings nicht nur deshalb in die Sitcom. In die Rolle des renitenten Fieslings Kraft schlüpft er so leicht rein, wie in die Tweed-Jacketts, die er dafür tragen muss. Kraft lebt in „Nicht tot zu kriegen“ zunächst ganz allein in seiner riesigen Villa. Er hat sie alle überlebt: die Ehefrau, die wenigen Freunde und schließlich auch seinen jüngeren Bruder. Blöderweise kündigt ihm auch noch das Haus-Personal, weil er es wie ein Sklavenhalter behandelt. Der Alte weiß allerdings, dass er Leute braucht, die nach seiner Pfeife tanzen - vor allem, weil er ja auch nicht jünger wird.

Die Idee: Kraft verschachert einen Großteil der Villa sehr günstig an zwei komplett ahnungslosen Pärchen. Zugleich lässt er sich ein lebenslanges Wohnrecht im Dachgeschoss in den Vertrag schreiben und garniert sein Ansinnen mit Sätzen wie „Ein Haus ist gar nichts wert, wenn man alleine darin lebt“. Bis Dagmar (Caroline Frier), Nina (Amelie Plaas-Link), Oliver (Tristan Seith) und Rasmus (Mathias Harrebye-Brandt) merken, auf welches Scheusal sie sich da eingelassen haben, ist es längst zu spät.

Die Serie lebt vom Zusammenspiel der beiden Generationen im Haus. Neben Busse kommen vor allem Caroline Frier und Tristan Seith auf witzige Szenen, die Gags haben Rhythmus. „Es besteht eine Hassliebe zwischen Dagmar Kramer und Helmut Kraft. Die kämpfen auf Augenhöhe“, sagt Frier. Und Busse weiß, was dabei seine Aufgabe ist. „Ich war immer das Arschloch im Fernsehen“, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse wissen, wie man auf Leute wirke. „Wenn jemand adipös ist, kann er keinen Schlanken spielen. Und wenn einer aussieht wie ich, ist es leichter, er spielt einen Miesen.“