Kabarettist Bruno Jonas: Donnerstags ein Klugscheißer
Kabarettist Bruno Jonas über seine neue Satireshow in der ARD, Parteipräferenzen und die Gelassenheit der Politiker.
Berlin. Sie sind spitzzüngig, respektlos und nennen sich mit gutem Grund „Die Klugscheißer“ — so heißt die Satireshow, die seit zwei Jahren im Bayerischen Fernsehen für Aufsehen sorgt. Von Donnerstag an sind Bruno Jonas, Monika Gruber und Rick Kavanian mit ihrer Kabarettsendung in der ARD zu sehen.
Herr Jonas, wenn man dem Titel Ihrer Sendung glauben darf, sind Sie ein professioneller Klugscheißer. Sind Sie privat auch einer?
Bruno Jonas: Meine Frau sagt das manchmal zu mir, also muss wohl was dran sein (lacht). Und sie hat ja auch recht, denn der Kabarettist als solcher neigt schon dazu, alles besser zu wissen. Ein bisschen wie Pfarrer, wenn man es sich recht überlegt: Die wissen ja auch auf alles eine Antwort.
Kabarett war früher in der Regel links. Ist es das heute auch noch?
Jonas: Das Kabarett hat lange Zeit in diesem Land den Eindruck erweckt, es sei eine satirische Verlängerung der deutschen Sozialdemokratie, sozusagen die SPD mit satirischen Mitteln. Ein Kabarettist sollte aber unabhängig von Parteien agieren können. Wer das satirische Formprinzip auf Parteipolitik verkürzt, beschränkt sich selbst und wirkt immer ein wenig borniert. Dazu kommt, dass man heute ja gar nicht mehr so genau sagen kann, was SPD und was CDU ist — die CDU ist ja häufig die bessere SPD. Und Gerechtigkeit haben sie alle im Angebot.
Das macht die Sache gerade für einen Kabarettisten aber ungeheuer schwierig, oder?
Jonas: Überhaupt nicht. Das Stoff-angebot ist immens. Der Kabarettist braucht keine Partei, an der er sich reiben kann. Ich brauch’ auch keinen Franz Josef Strauß als Feindbild.
Also muss Kabarett nicht links sein?
Jonas: Mich interessiert diese parteipolitische Einteilung nach links und nach rechts ehrlich gesagt weniger — und für gutes Kabarett funktioniert sie gleich gar nicht. So einfach ist die Welt nicht mehr, dass man sie in links und rechts, in gut und böse einteilen kann. Ich finde es amüsant, wie die Parteien versuchen, Profil zu gewinnen, wie sie sich voneinander abgrenzen, wo sie sich längst einig sind.
Würden Sie sich als Linken bezeichnen?
Jonas: Parteipolitische Bekenntnisse sind meine Sache nicht.
Waren Sie es früher?
Jonas: Früher war ich alles Mögliche. Auch links. Sicher war ich früher für manche Linken zu wenig links. Ein Lehrer meinte mal, ich sei ein langhaariger Querulant. Das mit den Haaren hat sich von selbst erledigt. Als Student war ich Marxist (lacht). Dummerweise war ich auch einmal Maoist. Hat aber Gott sei Dank nicht lange angehalten. Danach war ich eine Zeit lang Revisionist. Das war auch nicht leicht. Und irgendwann hab ich gemerkt, dass ich Kabarettist bin, und ab da ging’s mir besser.
Beschweren sich prominente Politiker oder Wirtschaftsbosse, die Sie veralbert haben?
Jonas: So etwas passiert nicht mehr, und das finde ich auch ganz großartig. Denn es zeigt mir, dass diese Leute was dazugelernt haben und so etwas wie satirische Kompetenz entwickelt haben. Es wäre doch viel schlimmer, wenn sie mit dieser Form der Kritik nicht umgehen könnten. Wenn man das Ganze als Spiel betrachtet, dann ist der souveräne Umgang mit Satire und Kabarett ein wesentliches Merkmal von demokratischer Gesinnung. Das ist ein Spiel, und die Nazis zum Beispiel haben nicht mitgespielt, was ganz verheerend war, wie wir alle wissen.