Online-Petition gegen Lanz sorgt für Wirbel

Berlin (dpa) - Die Zahl der Gegner von Markus Lanz, die in einer Online-Petition die Absetzung seiner ZDF-Talkshow fordern, wächst.

Foto: dpa

Am Donnerstag übersprangen die Unterzeichner der Aktion „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!“ die 100 000-Marke. Am Nachmittag hatten sich gut 130 000 Menschen in der Sammlung registriert. Sowohl die Initiatorin der Petition als auch das ZDF zeigten sich von dem starken Anklang überrascht.

Der Protest war nach der „Markus Lanz“-Ausgabe am 16. Januar aufgeflammt, als der Gastgeber es im Gespräch mit Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht an „einem Mindestmaß an Höflichkeit“ fehlen ließ, wie es Petitions-Verfasserin Maren Müller (54) aus Leipzig formulierte. Nach dem Eindruck seiner Kritiker hatte Lanz die Gesprächspartnerin immer wieder abrupt unterbrochen. Eine Online-Petition ist eine Art Unterschriftensammlung im Internet. Rechtlich bindend ist sie für den Adressaten nicht.

„Das Echo hat uns überrascht“, teilte eine Sendersprecherin am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa mit. „Allerdings muss man diese Zahl auch in Relation zu den Millionen Zuschauern setzen, die sich nicht geäußert haben. Bisher hat sich Frau Müller noch nicht bei uns gemeldet. Wir stehen einer Übergabe aber offen gegenüber.“ Am Mittwochabend (23.15 Uhr) schauten knapp 1,5 Millionen Menschen „Markus Lanz“.

Müller, bis zum vorigen Jahr Mitglied der Linken, sagte der dpa, sie wisse noch nicht, wann sie die Petition beenden werde. Sie werde sich am Wochenende noch mal mit zwei Leuten beraten, „die da Erfahrung haben auf dem Gebiet. Wenn ich die Petition einstelle, schicke ich sie natürlich ans ZDF, das ist ja der Adressat, und dann an den ZDF-Fernsehrat. Das ist eine Form des gebündelten Protests.“

Müller zeigte sich „ein bisschen schockiert, denn ich weiß wie schwierig es ist, Unterschriften zu sammeln für eine wirklich wichtige und nützliche Sache, wie zum Beispiel Umweltschutz“, wie sie weiter sagte. „Oder für das Bürgerbegehren zur Privatisierungsbremse in Leipzig. Da haben wir über ein Vierteljahr gebraucht, um 25 000 Unterschriften zu sammeln. Und sowas geht so schnell - das ist eigentlich schon fast unheimlich.“

Der Medienforscher Bernhard Pörksen aus Tübingen hat eine Erklärung für das Phänomen. „Lanz ist zur prominenten Symbolfigur geworden“, sagte der Wissenschaftler in einem Gespräch mit „Zeit online“. „Er steht für ein Flachland-Entertainment, das man eher bei den Privaten erwarten würde und nicht bezahlen will. Aus meiner Sicht ist die Anti-Lanz-Petition eigentlich ein doppelter Protest.“

Zum einen, so fuhr er fort, werde nämlich deutlich, „dass die Debatte über Rundfunkgebühren keineswegs abgeschlossen ist und es eine gesellschaftliche Unzufriedenheit gibt, die nun am konkreten Fall aufflackert. Zum anderen ist der Unmut Ausdruck einer allgemeinen Inszenierungs- und Medienverdrossenheit.“ Mit einem „derart schlecht geschauspielerten Politik-Interesse, einem so fröhlich-kenntnisfreien Fragestil und einer so offensichtlichen Gier nach Aufmerksamkeit“ wolle sich der Zuschauer nicht konfrontiert sehen.

Für Lanz, der nach Aussagen seines Managements nicht zu diesem Fall sagen wollte, wird das Leben an diesem Samstag im gewohnten Stil weitergehen: Der 44-Jährige moderiert seine erste „Wetten, dass..?“-Ausgabe 2014 (Austragungsort: Karlsruhe).